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Test - eFootball 2022 : Testtagebuch, Teil 1: Von der Farce zum Fußball

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Eigentlich erschien der PES-Nachfolger eFootball 2022 bereits im vergangenen September. Aber diese Version konnte man kaum als funktionierendes Fußballspiel bezeichnen. Haarsträubende Bugs, eine katastrophale KI, unbrauchbare Pässe und eine fiese Grafik vermischten sich zu einem Reinfall der ganz besonderen Art. Dieses Desaster will Konami endlich vergessen machen.

Ursprünglich sollte das große Update für eFootball 2022 bereits im vergangenen November veröffentlicht werden. Doch die schiere Menge an Baustellen zwang das Team zu einer satten Verschiebung auf den 14. April. Zwischenzeitlich erschienen mehrere kleinere Patches, die vor allem an der Spielbarkeit drehten. Davon habe ich allerdings lange Zeit nur gelesen, denn nach dem Albtraum zum Launch musste ich erst einmal auf Abstand gehen. Das war besser für mein Gemüt ...

Im Vorfeld der großen Aktualisierung traute ich mich aber wieder aufs Grün, um mir ein Bild vom Stand es Spiels vor dem Update zu machen. Am Umfang hatte sich seit dem Start nichts verändert: Mit ein paar lizenzierten Teams waren offline arg kurze Freundschaftsspiele und mit einigen Fake-Mannschaften wie Madrid Chamartin B (Real Madrid) Online-Matches möglich. Grafisch erinnerte die Darbietung weiterhin an ein frühes PS3-Spiel.

Spielerisch zeigten sich im Vergleich zum Release minimale Fortschritte, sodass gelegentlich Pässe ankamen und sogar Tore fielen. Von echter Kontrolle oder gar Spielfluss konnte jedoch weiterhin keine Rede sein. Ob ich in der Defensive das Bein vor den Ball bekam oder im gegnerischen Strafraum aufs Tor schoss, wirkte oftmals wie eine Lotterie.

Die Kugel rollt besser

Tatsächlich sorgt das Update dafür, dass aus eFootball 2022 ein kontrollierbares Fußballspiel wird. Endlich bewegen sich Spieler und Ball nachvollziehbar übers Feld. Allein die Tatsache, die Kugel kontrolliert in den eigenen Reihen halten zu können, erzeugt in mir Glücksgefühle. Dabei geht alles langsam, beinahe schon schwerfällig vonstatten. Das kennen PES-Veteranen grundsätzlich, schließlich markiert das „Gewicht“ des Spielablaufs schon lange den großen Unterschied zum rasanten FIFA. Doch mit eFootball 2022 erreicht dieser Faktor eine neue Qualität.

Körpertäuschungen oder Sprints wollen zeitlich genau abgepasst werden, ansonsten landet die Kugel beim Gegner. Mindestens genauso wichtig sind Stellungsspiel und Timing beim Zweikampf, denn kräftige Rempler oder späte Grätschen pfeifen die Schiedsrichter rasch ab. Mehr denn je spielen darum die körperlichen und technischen Voraussetzungen der Spieler eine Rolle.

Ein niedriger Schwerpunkt verbunden mit erstklassigen Dribblingwerten resultiert in einer engen und präzisen Ballführung und ermöglicht schnelle Bewegungen auf engstem Raum – das beste Beispiel dafür ist natürlich Lionel Messi. Großgewachsene Spieler fühlen sich dagegen weniger beweglich an, haben jedoch Körperkraft und dominieren so die Zweikämpfe oder das Kopfballspiel – in diese Kategorie fällt etwa BVB-Stürmer Erling Haaland. 

Deutlich verbessert wurde auch die Grafik. Das ruhige Spieltempo lässt viele Animationen erkennen, beispielsweise die Gewichtsverlagerung bei einer Drehung oder die Neigung des Fußes zum Außenrist-Abspiel. Weitere Feinheiten tauchen in der Wiederholung auf, darunter einige hervorragend nachgebildete Gesichter oder kleine, aber entscheidende Berührungen bei einem Foulspiel. Ebenfalls gefällig ist das Drumherum: Geht der Ball ins Seitenaus, fordern die Spieler Balljungen auf, ihnen die Kugel zu geben. Nach einem Torerfolg rennt der Kameramann in Richtung der Bandenwerbung und baut schnell sein Stativ auf, um die ausgelassene Party des erfolgreichen Teams zu filmen.

Luft nach oben bleibt dennoch. Die Konturen der Kicker flimmern unschön, der Rasen sieht weiter aus wie ein Spielteppich und die Anzahl lizenzierter Mannschaften für Offline-Freundschaftsspiele ist nach wie vor sehr gering. Für Online-Begegnungen stehen zwar weitere Teams mit ihren realen Spielern bereit, doch die erfundenen Logos und Trikots können mangels Editor nicht verändert werden. Auch beim Spielablauf braucht es weiteren Feinschliff. Immer wieder schleichen sich Aussetzer ein, beispielsweise der PES-typische Sekundenschlaf in Abwehr und Angriff. Beispielsweise setzen Stürmer mehrfach zum Sprint an, halten im Moment des Zuspiels jedoch kurz inne und versauen damit einen aussichtsreichen Angriff. 

eFootball 2022 - Season 1 Official Trailer

Ein großes Update läutet die erste Season von eFootball 2022 ein. Der Trailer stellt euch die Neuerungen vor, unter anderem den Modus Dreamteam.

Ein Traum von einer Mannschaft

Das große Update bringt auch einen zweiten Spielmodus neben dem freundschaftlichen Kick. Was in der Vergangenheit myClub hieß, läuft nun unter dem Namen Dreamteam. Das Grundprinzip bleibt gleich: Ich stelle mir aus allen möglichen Fußballern eine Mannschaft zusammen, mit der ich offline und online um Belohnungen spiele. Im Detail hat sich jedoch einiges verändert.

Zunächst bin ich nicht mehr allein auf das berühmt-berüchtigte Pack-Glück angewiesen, wenn ich neue Kicker ins Team holen will. Nun können sie über einen Shop gezielt mit erspielter Währung (den altbekannten GP) verpflichtet werden. Wie in früheren PES-Spielen lässt sich jeder Akteur durch Einsätze oder Trainingsobjekte verbessern. Die Elite rund um Robert Lewandowski und Cristiano Ronaldo kostet sehr viel, bringt dafür aber bereits eine hohe Startwertung mit. Dagegen gibt es junge Leute, zum Beispiel Barcelonas Mittelfeld-Juwel Pedri, zum relativ geringen Preis. Allerdings dauert es auch länger, solche Talente zu entwickeln und ihr Potenzial auszuschöpfen.

Eine weitere Neuerung ist die Möglichkeit, nach jedem Stufenaufstieg Punkte auf verschiedene Attribute verteilen zu können. Möchte ich einen spielstarken Innenverteidiger haben, schraube ich an seinen Werten für Übersicht und Pass. Soll der offensive Mittelfeldmann einen gefährlichen Torschuss haben, steigere ich seinen Abschluss und die Schusskraft. Selbst die Affinität zu bestimmten Spielstilen lässt sich verändern: So kommt ein ursprünglich rein aufs Kontern ausgelegter Stürmer bald auch mit einem langsamen Aufbau klar.

Die neuen Möglichkeiten sind gut, denn sie erlauben es, das eigene Team deutlich variabler aufzubauen als in der Vergangenheit. Zugleich wird der individuelle Charakter der Spieler stärker betont. Einmal verteilte Punkte können allerdings nicht zurückgenommen werden, sodass gut überlegt sein will, wohin die Entwicklung gehen soll. Dabei deuten die Grundwerte schon eine bestimmte Richtung an: Das schwache Kopfballspiel eines Außenverteidigers kann ich zwar steigern, doch eine Macht in der Luft wird er selbst auf der höchsten Stufe nicht sein.

Online? Besser nicht!

Viele Möglichkeiten, mein Team aufs Feld zu schicken, bieten sich momentan allerdings nicht. Gegen die KI, deren Schwierigkeitsgrad sich endlich einstellen lässt, bestreite ich Einzelspiele und erhalte am Ende ein paar GP sowie Trainingsgegenstände. Allerdings ist schon nach wenigen Partien die maximale Ausbeute erreicht. Bis zur neuen Herausforderung in der nächsten Woche bleibt allein, für den Spaß am Spiel und wenige Erfahrungspunkte weiter zu zocken.

Das alte Modell, das mich mit der Chance auf neue (und potenziell gute) Spieler entlohnte, wurde gestrichen. Gleiches gilt für die Option, mit erspielter Währung per Zufallsprinzip neue Kicker zu holen. Diese Umstellungen haben natürlich die Finanzierung des Free-to-play-Titels im Blick, schließlich führt der schnellste Weg zur Top-Truppe noch immer über den eigenen Geldbeutel.

Die wenigen wöchentlichen Online-Wettbewerbe fallen hinsichtlich ihrer Belohnungen ähnlich dürftig aus. Einzige Dauerbeschäftigung ist derzeit die eFootball Liga: Hier sammle ich über mehrere Partien hinweg Punkte und steige schrittweise in den Divisionen auf. Regelmäßig treffe ich dabei auf Mannschaften voller Superstars und Legenden, denen ich mit meiner Nullachtfünfzehn-Truppe gegenübertrete. Nun könnte man meinen, bei einem auf Simulation schielenden Fußballspiel würde primär die Leistung zählen. Dann wäre nicht die Stärke des Gegners, sondern mein (hoffentlich guter) Fußball entscheidend. Aber Konami sieht das einmal mehr anders.

Viele Partien kann ich meist schon nach Sekunden abschreiben. Einmal ruckelt es dermaßen, dass an ein halbwegs koordiniertes Kicken gar nicht zu denken ist. Ein anderes Mal reagieren meine Leute auf Eingaben mit deutlicher Verzögerung oder bleiben beim Spielerwechsel plötzlich für eine halbe Sekunde stehen. Großer Beliebtheit erfreut sich auch das Vorbeilaufen am Ball, besonders in der Abwehr. Beinahe lustig muten dagegen Massenkarambolagen an, die manchmal entstehen, wenn die Spieler im Strafraum dem Ball hinterherjagen. Solche skurrilen Einlagen gehörten in meinen bisherigen Begegnungen zum Standardprogramm.

In Kombination mit der Langsamkeit und Körperlichkeit, die bereits offline gewöhnungsbedürftig ist, schießt der Frustfaktor in schwindelerregende Höhen. Ich habe es mit allen Einstellungen bei der Spielersuche (gute Verbindung bis beliebig) und zu unterschiedlichen Uhrzeiten probiert, ohne besondere Unterschiede festzustellen. Vermutlich entscheidet allein der vielzitierte Fußballgott über den Verlauf und Ausgang der Online-Partien ...

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