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Test - Dragon Age: The Veilguard : Test: Kein Meilenstein, aber sehr unterhaltsam

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Dass es Bioware mit Dragon Age: The Veilguard nicht leicht haben würde, war eigentlich von Anfang an klar. Nach dem mäßigen Mass Effect: Andromeda und dem gar nicht so tollen Anthem hatte das Studio seinen guten Ruf weitgehend gegen die Wand gefahren und auch seit der Ankündigung von The Veilguard überwiegt die Skepsis. Doch das Selbstvertrauen scheint bei EA und Bioware vorhanden zu sein, denn wir erhielten die Testversion lange vor dem Release und konnten so für unseren Test bereits rund 100 Stunden im neuen Dragon Age verbringen.

Die Aufgabe, die nicht wenigen Bioware-Fans wieder zu versöhnen, scheint kaum lösbar. Der gute Ruf ist schon lange dahin, das letzte erfolgreiche Spiel liegt lange zurück und nicht zuletzt durch die vielen Personalwechsel und Berichte über chaotische Zustände hat sich viel Skepsis breit gemacht. Auch die Ankündigung von Dragon Age: The Veilguard mit vielen guten Vorsätzen konnte die Zweifel nicht ausräumen, aber zumindest etwas Vorfreude schüren. Doch seit der Ankündigung sind die zweifelnden Stimmen nicht leiser geworden.

Oldschool-Fans der Rollenspielreihe runzeln die Stirn über den neuen Grafikstil und das veränderte Kampfsystem. Videos und Infos zu Pronomenwahl, dunkelhäutigen Elfen und anderen Features riefen in den Kommentarspalten die lautstarken Anti-Woker auf den Plan. Eigentlich absurd, spielten doch schon im allerersten Dragon Age homosexuelle und gemischtrassige Beziehungen eine Rolle und mit Krem gab es in Inquisition auch schon einen Transcharakter - von wegen Dragon Age sei „woke“ geworden. Bioware zeigt schon seit Jahren klare Kante, was das angeht. Am Ende zählt aber vor allem, ob Dragon Age: The Veilguard ein gutes Spiel geworden ist.

Konsequenterweise hat sich Bioware für das neue Dragon Age keine neue Welt ausgedacht, sondern setzt die Geschichte von Dragon Age: Inquisition mit einem neuen Hauptcharakter und einigen alten Bekannten fort. Der Elfenmagier Solas hat sich damals von der Inquisition abgewandt, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Eines davon ist, den Schleier zwischen Thedas und der Welt der Dämonen zu zerstören. Varric, sein alter Weggefährte und die Zwergin Borte Harding wollen dies mit Hilfe der neuen Hauptfigur Rook verhindern und jagen Solas quer durch Thedas. Kein Wunder, denn die Öffnung des Schleiers würde unzählige Menschenleben gefährden.

Die Spur führt nach Minrathous alias Dockstadt, wo es den drei Gefährten gelingt, Solas zu stellen und die Zerstörung des Schleiers zu verhindern. Solas wird ins Nichts verbannt, wo Rook ihn jedoch weiterhin durch Meditation kontaktieren kann. Dummerweise haben sich zwei uralte Elfengötter eingeschlichen, die nun versuchen, Thedas unter ihre Kontrolle zu bringen. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht, seien es die Dunkle Brut, machthungrige Bewohner oder Kultisten der Venatori. Kurzum: Die Welt schwebt in noch größerer Gefahr als zuvor. Da Varric im Kampf gegen Solas schwer verletzt wurde, liegt es nun an Rook, Verbündete zu sammeln, um der neuen Bedrohung etwas entgegenzusetzen. Im Grunde also eine klassische Bioware-Geschichte.

Bioware greift tief in die Kiste der Rollenspiel-Features, um Fans des Genres ein Komplettpaket zu bieten. Das beginnt schon vor dem eigentlichen Spiel mit einem umfangreichen Charaktereditor, mit dem der Rook gestaltet werden kann. Vier Rassen, sechs Fraktionen und unzählige Features zur Anpassung von Aussehen und Körperbau stehen zur Auswahl. Außerdem könnt ihr eine von drei Klassen (Krieger, Schurke, Magier) wählen, euren Hintergrund festlegen und sogar einige Entscheidungen aus Inquisition ins Spiel bringen, wenn auch nur über eine Auswahl. Allein mit dem Editor kann man im Prinzip schon einige Stunden verbringen und durchaus interessante Charaktere erschaffen.

Geht es dann ins eigentliche Spiel, wird schnell klar, dass Bioware zu alten Tugenden zurückkehrt. Man findet sich nicht in einer offenen Spielwelt wieder, sondern in sauber voneinander getrennten Arealen mit eher linearen Pfaden, auch wenn es durchaus einige halboffene Bereiche gibt. Nicht die gesamte Spielwelt ist von Anfang an begehbar, sondern erst nach und nach werden neue Bereiche und Zonen freigeschaltet. Das ist sehr zu begrüßen, denn nicht wenige Spieler sind mittlerweile gelangweilt von riesigen offenen Welten mit Füllmaterial aus der generischen Abteilung. Zudem hat der linearere Ansatz den Vorteil, dass die Handlung bzw. die Handlungsstränge nachvollziehbar erzählt werden können, ohne den Spieler ständig abzulenken.

Die Spielwelt ist in verschiedene, voneinander getrennte Bereiche gegliedert. Im Zentrum steht der Leuchtturm, ein Stützpunkt, von dem aus ihr nicht nur eure Abenteuer startet, sondern in dem auch eure Gefährten ihre eigenen Räume haben. Hier finden auch die meisten Interaktionen und Gespräche innerhalb der Gruppe statt. Der Leuchtturm ist nicht statisch, die Räumlichkeiten verändern sich mit der Zeit, wenn zum Beispiel neue Gefährten einziehen.

Außerdem gibt es dort einige Stationen, die für das Gameplay nicht ganz unwichtig sind. In der aufrüstbaren Werkstatt könnt ihr zum Beispiel eure Ausrüstung verbessern und mit Verzauberungen versehen. Rooks Zimmer könnt ihr selbst dekorieren. Außerdem könnt ihr am Spiegel jederzeit das Aussehen von Rook verändern, wenn ihr mit eurer ersten Kreation nicht zufrieden seid oder einfach mal eine neue Frisur braucht. An der Garderobe verändert ihr das Outfit von Rook und seinen Gefährten, denn im Laufe des Spiels erhaltet ihr eine ganze Reihe von Skins für Waffen und Kleidung. Übrigens ganz ohne Mikrotransaktionen.

Der Schnittpunkt zwischen dem Leuchtturm und dem Rest der Welt ist die Kreuzung, ein Gebiet, in dem man durch Portale in andere Regionen gelangen kann. Außerdem gibt es in der Kreuzung eine ganze Reihe von Quests zu erledigen. Wirklich notwendig ist die Kreuzung für die Reise aber nicht, denn über die Weltkarte kann man bequem in die verfügbaren Regionen reisen und in den Regionen selbst gibt es zahlreiche Schnellreisepunkte, die man aktivieren kann. Bioware erspart euch unnötig lange und langweilige Wege.

Die Story von The Veilguard erweist sich als sehr umfangreich. Neben der eigentlichen Hauptstory gibt es für jeden der insgesamt sieben Gefährten eigene Handlungsstränge, dazu kommen noch einige regionale Nebenquests, die ebenfalls nach und nach freigeschaltet werden. Erfreulicherweise handelt es sich dabei nicht um banale Questlinien à la „10 Hasen jagen“ aus der Retorte, sondern sie sind zumindest erzählerisch irgendwie mit der Hauptstory und den Geschehnissen in Thedas verknüpft. Außerdem werden in den Quests oft Entscheidungen getroffen, die zumindest Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den Gefährten haben.

Auch wenn sich nach einigen Spielstunden doch recht klare und nachvollziehbare Muster herauskristallisieren, wird das Spiel nie langweilig und man bekommt immer eine spannende Geschichte mit markanten Charakteren erzählt, eben so, wie man es sich von einem Rollenspiel wünscht. Vom Umfang her dauert The Veilguard etwa 40 Stunden, wenn man nur die wichtigsten Aufgaben erledigt. Insgesamt ist man bei einem kompletten Durchlauf etwa 80 bis 100 Stunden beschäftigt.

Dazu gehört natürlich auch das Erkunden der Spielwelt, denn trotz relativ linearer Wege gibt es immer wieder Abzweigungen und versteckte Zugänge, hinter denen wertvolle Schätze auf euch warten. Dabei wird ein bisschen zu viel Videospiellogik eingesetzt, denn fast überall stehen Kisten, Truhen und andere Behälter herum, neben Ressourcen für Upgrades. Nicht falsch verstehen, der Umfang ist genau richtig und vor allem die Beutetruhen sind manchmal mit kleinen Rätseln verbunden. Der Umfang einer vollgestopften Open World wird vermieden, die Ausflüge sind wirklich meist nur kleine Abstecher, die einen nicht allzu sehr von den Aufgaben ablenken.

Schön ist auch, dass Bioware nicht auf Rätsel verzichtet hat. Diese sind zwar nicht unbedingt knifflig, sondern erfordern eher die Erkundung der näheren Umgebung oder bestimmter Mechaniken, sind aber eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Questalltag. Manchmal muss man auch auf die Fähigkeiten bestimmter Begleiter zurückgreifen, aber hier hat Bioware mitgedacht: Hat man den Begleiter rekrutiert, aber nicht dabei, übernimmt der magische Dolch von Solas, den man früh im Spiel erhält, dessen Aufgabe.

Alles in allem ergibt das einen sehr angenehmen Flow beim Questen ohne zu viele Ablenkungen. Bioware will euch mit der Geschichte beschäftigen und nicht mit sinnlosem Kleinkram. Dazu gehören natürlich auch Gespräche mit NPCs und Gefährten und davon gibt es reichlich. Die Dialoge sind teilweise sehr lang, aber gut geschrieben und hervorragend vertont. Und auch das hat seinen Grund, denn Bioware stellt die Gefährten wieder sehr in den Vordergrund und natürlich soll man durch die Dialoge eine möglichst emotionale Bindung aufbauen und Beziehungen entwickeln.

Die insgesamt sieben Gefährten entpuppen sich als muntere Truppe. Da gibt es die schlagfertige Zwergenaufklärerin Borte Harding, die zynische magische Detektivin Neve Gallus, den Grauen Wächter Davrin, die kreative, aber unsichere Schleierspringerin Bellara, die raubeinige Qunari-Drachenjägerin Tassh, den Assassinen Lucanis oder den Nekromanten Emmrich samt Gefolge (der übrigens frappierend an Vincent Price erinnert). All diese Gefährten haben ihre Eigenheiten und durch eure Handlungen und Entscheidungen sowie die Dialoge mit mehreren Auswahlmöglichkeiten baut ihr mehr oder weniger feste Beziehungen und Bindungen auf, bis hin zu regelrechten Romanzen.

Überhaupt sind die Gefährten eine muntere Truppe, die auch untereinander viele Gespräche führt und auch im Leuchtturm Zeit miteinander verbringt. Bellara und Emmrich zum Beispiel haben immer etwas zu erzählen, und auch bei den Abenteuern ist selten Stille angesagt. Das ist manchmal sogar ganz hilfreich, denn mitten im Kampf gibt es schon mal Hinweise wie „Achtung, hinter euch“ oder „Wir werden von Fernkämpfern angegriffen“ und auch in den Gebieten gibt es schon mal den einen oder anderen Hinweis auf eine schöne Landschaft oder Beute in der Nähe. Oder man erfährt etwas über die Geschichte der Region, wenn man einen ortskundigen Begleiter hat.

Natürlich seid ihr nicht immer mit der ganzen Gruppe unterwegs. Für die Quests könnt ihr jeweils zwei Gefährten mitnehmen, die Auswahl erfolgt beim Start oder an den Schnellreisepunkten. Manchmal (logischerweise vor allem bei den Gefährtenquests) sind bestimmte Begleiter Pflicht, bei anderen Quests habt ihr die freie Wahl. Ob ihr ortskundige Gefährten dabei habt, kann sich manchmal ebenso auswirken wie die Herkunft, die ihr für Rook gewählt habt.

Und natürlich unterstützen euch die Gefährten auch im Kampf. Bioware setzt in Veilguard vor allem auf ein typisches aktives Kampfsystem aus der Third-Person-Perspektive. Das heißt, ihr habt schwere und leichte Angriffe, Fernkampfwaffen oder magische Angriffe und eure Fähigkeiten, die ihr per Tastenkombination abfeuert. Eure Begleiter agieren grundsätzlich autonom, doch Bioware hat es sich nicht nehmen lassen, eine taktische Komponente einzubauen, die euch als Spieler mehr Kontrolle über das Geschehen gibt.

Ihr könnt jederzeit ein Skill-Rad aufrufen, das das Spiel pausiert, solange es offen ist. Hier könnt ihr eure Fähigkeiten und die eurer Begleiter auswählen oder bestimmten Zielen zuweisen, außerdem gibt es kombinierte Aktionen mehrerer Charaktere, die besonders starke Angriffe auslösen. Wollt ihr zum Beispiel zunächst lästige Fernkämpfer gezielt ausschalten, ist dies ebenso möglich wie das „Tanken“ eines besonders harten Gegners durch einen anderen Charakter.

Vor allem in den höheren Schwierigkeitsgraden ist diese Art des Kämpfens besonders wichtig und wir empfehlen dringend, das auch auszuprobieren, weil viele der Mechaniken wie Skills, Ausrüstung und Taktik erst dann richtig zum Tragen kommen. Insgesamt gibt es übrigens sechs Schwierigkeitsgrade, von denen die beiden leichteren für Gelegenheitsspieler zu empfehlen sind. Während der normale Schwierigkeitsgrad sehr ausgewogen wirkt, geht es in den beiden nächsthöheren Stufen richtig zur Sache. Im höchsten Schwierigkeitsgrad erreicht Dragon Age: The Veilguard fast schon Souls-Like-Niveau, wo jeder Fehler hart bestraft wird. Ein weiterer Schwierigkeitsgrad ist frei konfigurierbar, so dass man selbst entscheiden kann, welche Hilfen man haben möchte und welche nicht. Übrigens: Für jeden erstellten Charakter stehen 100 Speicherplätze zur Verfügung.

In den Kämpfen geht es ordentlich zur Sache und auch die Gegnervielfalt ist soweit in Ordnung. Dunkle Brut, Kultisten, Oger und sogar Drachen warten darauf, von euch vermöbelt zu werden. Auch an Bosskämpfen mangelt es nicht und diese verfügen zum Teil sogar über mehrere Phasen und abwechslungsreiche Mechaniken. Also nicht nur Bullet-Sponges, auf die ihr eintönig draufhauen müsst. Manche Kämpfe erinnern von der Mechanik her eher an Bosskämpfe aus MMORPGs oder Souls-Likes und das ist auch gut so.

Die Basis des Kampfsystems ist natürlich ein klassisches Skillsystem. Durch Quests und Kämpfe erhaltet ihr Erfahrungspunkte und Levelaufstiege, die euch wiederum Skillpunkte einbringen, die ihr relativ frei verteilen könnt. Da ihr neben einem ultimativen Angriff maximal drei eurer Skills aktiv einsetzen könnt, es aber deutlich mehr gibt, habt ihr reichlich Möglichkeiten, euren Charakteren und auch Begleitern bestimmte Builds zu verpassen, beispielsweise ob ihr als Schurke mehr auf Blutungs- oder Giftschaden setzen wollt.

Dragon Age: The Veilguard - High-Level Combat - Weisshaupt Fortress

In diesem Video zu Dragon Age: The Veilguard lernt ihr, wie ihr euch auf den Kampf vorbereitet, die Grundlagen des Kampfes, Crowd Control, Combo Detonations und vieles mehr!

Ab Level 20 gibt es für jede Klasse noch drei Spezialisierungen, von denen eine aktiviert werden kann. Auch diese richtet sich nach dem gewünschten Kampfstil. Als Schurke könnt ihr euch beispielsweise auf den Nahkampf, den Fernkampf mit dem Bogen oder auf Fallen und Explosionen konzentrieren. Übrigens: Alle drei Klassen haben sowohl Nah- als auch Fernkampffähigkeiten oder sogar mehrere Waffen. Neben Schild und Einhandwaffe kann der Krieger jederzeit zu einer Zweihandwaffe wechseln oder seinen Schild auf Gegner schleudern.

Da Waffen, Rüstungsteile, Schmuck und Runen über eine Reihe von Attributen und Perks verfügen und zudem verzaubert werden können, lassen sich auch mit ihnen effektive Builds für höhere Schwierigkeitsgrade erstellen. Ausrüstung findet ihr fast überall, hauptsächlich aber in großen und teilweise versteckten Beutetruhen oder als Questbelohnung. Duplikate unter euren Fundstücken dienen dazu, vorhandene Exemplare automatisch auf eine höhere Qualitätsstufe zu bringen. Das funktioniert übrigens auch bei Händlern, je nach freigeschalteter Handelsstufe. Natürlich gibt es auch legendäre Gegenstände mit hohen Werten, aber oft auch mit einem ausgleichenden negativen Perk.

Insgesamt erscheint das System ausgewogen und durchdacht. Allerdings wird es manchmal etwas unübersichtlich, da ihr überschüssige Ausrüstung weder lagern noch verkaufen könnt. So tummeln sich manchmal bis zu 20 Waffen oder Rüstungsteile pro Kategorie in eurem Inventar, das zum Glück recht übersichtlich gestaltet ist. Gold erhaltet ihr übrigens durch den Verkauf von Wertgegenständen aus Truhen, Kisten und anderen Behältnissen, nicht durch den Verkauf von Ausrüstung.

Woran sich die Geister scheiden könnten, ist der Grafikstil. Das Art Design wirkt sehr farbenfroh und detailreich, aber auch ein wenig gezeichnet, was vor allem bei der Darstellung der Charaktere deutlich wird. Damit vermeidet Bioware eine cringe, pseudorealistische Darstellung vor allem der Gesichter und schafft es, Emotionen visuell überzeugend umzusetzen. Der Nachteil ist allerdings, dass das Spiel dadurch visuell sehr clean und sauber wirkt, was sicherlich nicht allen Fantasy-Fans gefallen wird. Eine Gratwanderung also, die aber durchaus ihre Berechtigung hat.

Die Ausarbeitung und Gestaltung der Gefährten wirkt zudem recht modern und wir fühlten uns mehr als einmal an bekannte aktuelle Serien erinnert. Natürlich möchte Bioware mit The Veilguard ein möglichst breites Publikum ansprechen, nicht nur alte RPG-Veteranen, sondern auch jüngere Spieler. Auch das ist eine Gratwanderung, wenn auch angesichts der langen Entwicklungszeit und der möglichen Kosten mehr als verständlich. Die Spielwelt wirkt teilweise farbenfroh, hat aber auch ihre düsteren Momente, etwa in der Nekropole oder den Tiefen Wegen. Immerhin hat Thedas einen ganz eigenen Look mit Wiedererkennungswert.

Etwas muss unbedingt positiv erwähnt werden. Nach unserem Eindruck nach fast 100 Stunden Spielzeit hat Bioware beim Polishing einen verdammt guten Job gemacht. Wir hatten eigentlich zu jeder Zeit eine stabile Framerate und auffällige Bugs oder gar Questblocker konnten wir nicht ausmachen. Wir hatten insgesamt zwei PC-Abstürze, die anscheinend auf CPU-Überlastung zurückzuführen waren (nicht gerade logisch bei einem Ryzen 7800X3D). Allerdings zeigte The Veilguard in unseren Systeminformationen immer eine recht hohe CPU-Auslastung an. Wir hoffen, dass dies bis zum Start behoben ist und behalten das Problem im Auge.

Auch bei den Grafikfeatures hat Bioware nicht gespart und so ziemlich alle Technologien an Bord, die das Spiel schöner und leistungsfähiger machen. AMD FSR ist ebenso vorhanden wie Intel XeSS und natürlich NVIDIA DLSS 3 mit Frame Generation. NVIDIA Reflex zur Latenzreduzierung ist ebenfalls an Bord. Auch in Sachen Ray-Tracing lässt sich Bioware nicht lumpen, sowohl Ray-Tracing Reflections als auch Ambient Occlusion und ein Ray-Tracing Ultra Modus sind vorhanden.

Die Optimierung wirkt gelungen, wenn man die Framerates unter die Lupe nimmt. Mit einer GeForce RTX 4090 lief das Spiel in 4K mit Ultra-Einstellungen und allen Ray-Tracing-Optionen aktiviert schon ohne Upscaler stabil mit um die 70 Bilder pro Sekunden. Mit DLSS 3 kletterte die Zahl geschwinnd auf 100-110 fps, mit zugeschalteter Frame Generation waren satte 140-150 fps angesagt, was dafür spricht, dass der Titel auch auf deutlich schwächeren Grafikkarten eine gute Figur macht. Zum Vergleich: Spiele wie Cyberpunk 2077 oder Assassin's Creed: Valhalla oder Mirage laufen bei maximalen Einstellungen mit DLSS und Frame Generation bei etwa 100-110 fps. Bekommt ihr diese Titel zum laufen, ist Dragon Age absolut kein Problem.

Ob sich der gute technische Eindruck auch auf den Konsolen bestätigt, bleibt abzuwarten. Für unseren Test stand uns bisher nur die PC-Version zur Verfügung, die aber einen tollen Eindruck macht und uns auf eine gut optimierte Version für PS5 und Xbox Serie X/S hoffen lässt. Ein Fiasko wie bei Star Wars Jedi: Survivor scheint sich für EA zumindest auf dem PC nicht zu wiederholen.

Greift zu, wenn...

… ihr Lust auf ein umfangreiches, gut spielbares Rollenspiel habt, in dem Charaktere und Handlung voll und ganz in den Vordergrund gestellt werden.

Spart es euch, wenn...

… ihr keine Lust auf lange Dialoge habt.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Kein Meilenstein, aber ein überaus unterhaltsames Spiel

Da ist es nun, Dragon Age: The Veilguard - von den einen als potenzieller Flop gefürchtet, von den anderen als Hoffnungsträger für die angeschlagenen ehemaligen Rollenspielkönige propagiert. Am Ende ist es weder das eine noch das andere. Bioware macht vieles richtig und setzt wichtige Features aus den Vorgängerspielen wieder sehr gut um, allen voran die Dialoge und die vielen Geschichten rund um die Begleiter, die im Prinzip eigene Kampagnen mit enger Anbindung an die Spielwelt und die Hauptkampagne sind. Damit hat es einigen früheren Bioware-Titeln wie Dragon Age: Inquisition und Mass Effect: Andromeda einiges voraus.

Auch der gesamte Spielfluss stimmt, ich hatte während der knapp 100 Stunden Testzeit eigentlich keinen Moment, in dem ich das Spiel genervt aus der Hand legen wollte, auch wenn der eine oder andere Dialog etwas straffer hätte sein können. Gute Handlungsstränge, eine schön umgesetzte Spielwelt, ansprechende Quests und immer eine Portion Neugier auf den weiteren Verlauf waren stets vorhanden. Auch das Kampfsystem weiß zu überzeugen. Die Action geht gut von der Hand, die Pausen sowie das Skillsystem und die Ausrüstung sind allerdings eher für die höheren Schwierigkeitsgrade interessant, die ihr unbedingt antesten solltet, wenn ihr das volle Potential der Spielsysteme erleben wollt.

Wenn man Bioware überhaupt etwas vorwerfen kann, dann vor allem, dass Dragon Age: The Veilguard sehr sauber und glatt wirkt, Ecken und Kanten sind quasi Mangelware. Das ist insofern verzeihlich, als Bioware nach fast zehn Jahren Flaute mit ruiniertem Ruf und langer Entwicklungszeit offensichtlich kein Risiko eingehen und ein möglichst breites Publikum, vor allem im Mainstream, ansprechen wollte. Dass das gesamte Gameplay mehr Action-Adventure als echtes Rollenspiel ist, bestätigt dies nur und so muss Baldur’s Gate III keine Konkurrenz um den Thron fürchten.

Es hätte jedenfalls viel, viel schlimmer kommen können. Dragon Age: The Veilguard ist ein sehr unterhaltsames Spiel für Story-Liebhaber geworden, spielerisch nicht immer originell, aber gut erzählt und mit liebenswerten Charakteren. Aber gefühlt auch sehr mainstreamig und irgendwie über einen langen Zeitraum mehr Hogwart’s Legacy als Baldur’s Gate oder The Witcher 3, eher leicht und luftig als düster und bedrohlich. Auf dem Weg zum Finale dreht Bioware in Sachen Düsterkeit und "Epicness" aber dann doch kräftig auf und lässt uns mehr als einmal die Kinnlade runterklappen. Insgesamt ein erfreulich gutes Spiel, das tatsächlich Hoffnung macht, dass es mit Bioware wieder aufwärts geht.

Überblick

Pro

  • sehr gute Story
  • schöne Begleiter-Questreihen
  • sehr umfangreich
  • gute Erkundungsmöglichkeiten trotz Verzicht auf Open World
  • kein vollgestopfter Open-World-Moloch
  • exzellente Vertonung
  • technisch gut optimiert und so gut wie bugfrei (zumindest bei uns)
  • Kampfsystem mit schönem Flow
  • viele Schwierigkeitsgrade
  • umfangreiche Charaktererstellung

Contra

  • sehr clean, wenig Ecken und Kanten
  • Dialoge mitunter zu ausschweifend
  • Gameplay könnte variabler sein
  • spielerisch mehr Action-Adventure als Rollenspiel

Awards

  • Games Tipp
    • PC
  • Sound
    • PC
  • Story
    • PC

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