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Special - Kolumne C64 : C64-Liebeserklärung

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    Wir haben damals wirklich viel mitgemacht und ertragen, aber jeder kleine Erfolg entlohnte uns mit einem tiefen Gefühl der Befriedigung und - wenn das Spiel gut war - mit jeder Menge Spaß. Den hatten wir auch dringend nötig, denn Zocker zu sein, das war damals in der Gesellschaft noch weit weniger akzeptiert als heute. Und Mädchen konnte man deshalb auch gleich vergessen. Die hatten nur ein verachtendes Kopfschütteln für das in ihren Augen komplett unattraktive und uninteressante Kleinkinder-Hobby der Jungs übrig. Das hat sich inzwischen zum Glück geändert, aber ihr seht: Fast jedes Opfer war uns damals recht, um das Medium mit unserer Teilnahme irgendwie weiterzubringen.

    Pubertäre Ergüsse

    Manchen war die bloße Rezeption irgendwann zu wenig und sie stürzten sich, wie ich selbst, in die faszinierende Welt des Programmierens. Das simple Basic als Programmiersprache reichte dann auch nicht mehr - denn wenn schon Freak, dann richtig: Assembler musste her. Das hieß, man kommunizierte praktisch mit dem Rechner in dessen eigener Sprache (oder zumindest so nahe dran, dass man nicht gleich in Nullen und Einsen denken musste) - so wurde das damals zumindest leicht angeberisch beworben. Wir wollten eigene Spiele erschaffen und sprudelten vor Ideen über. In diesen Momenten wuchsen einige der größten Entwickler der heutigen Branche heran. Ich war sicher keiner davon. Mein Talent beschränkte sich irgendwann nur noch darauf, anderer Leute Spiele mit pubertärem Gedankengut umzuschreiben. So wurde aus einem Trucking USA ganz schnell ein Fucking USA und statt Orangen fuhr man im Spiel fortan nur noch Prostituierte durchs Land. Willkommen in der Gedankenwelt eines zwölfjährigen Computer-Freaks!

    Klar war das blöd. Aber es war auch toll. Weil wir damals schon spürten, dass wir mit einem Medium herumspielten, dem eine große Zukunft bevorstand. In diesem Artikel kann das alles nur angeschnitten werden - es gab noch viele weitere Bereiche, die damals erste wundervolle Blüten trieben, wie beispielsweise die unglaublich talentierten Demo-Entwickler oder die grafische und musikalische Talentszene. Allein über diese Themen könnte man schon wieder eigene Kolumnen verfassen. Es war eine Zeit des Entdeckens und man probierte alles Mögliche aus. Es herrschte eben, wie eingangs erwähnt, ein gewisses Pioniergefühl.

    Wenn ich mir diesen Artikel so durchlese, wird mir zunehmend bewusst, dass der neue C64 das alles unmöglich zurückbringen kann. Kein Gerät dieser Welt wird mich wieder zum Teenie von damals machen und mich die elektronische Welt wie ein neu entdecktes Universum betrachten lassen. Und eigentlich ist das ja auch gut so, denn könnte ich wirklich noch einmal all die Geduld von damals aufbringen, all die Stolpersteine überwinden und auf all die luxuriösen Errungenschaften moderner Spiele verzichten? Nein, sicher nicht. Aber ich hoffe für alle nachfolgenden Zockergenerationen, dass auch sie irgendwann einen ″C64″ in ihren Erinnerungen entdecken werden - egal, ob er dann 286er, N64, PlayStation oder 3DS heißt.

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