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Test - Boiling Point: Road to Hell : Boiling Point: Road to Hell

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Wenn ein Ex-Fremdenlegionär in eine Bananenrepublik aufbricht, ist Ärger vorprogrammiert. Leider nicht nur für die Bösewichter, die seine Tochter entführt haben, sondern auch für den Spieler, denn ein gutes Spielkonzept allein reicht nicht. Aber lest selbst in unserem Review.

Über die wenig motivierende Story von 'Boiling Point' muss man nicht viele Worte verlieren. Als Ex-Soldat Saul Myers begebt ihr euch virtuell wutentbrannt in eine Bananenrepublik, um dort nach eurer vermissten Tochter zu suchen, die im Rahmen ihres Jobs als Journalistin offenbar ihre Nase in zu gefährliche Angelegenheiten gesteckt hat. Angekommen im kleinen Kaff Puerto Sombra geht der Ärger dann auch los. Lediglich versorgt mit einer Pistole und etwas Taschengeld stöbert ihr nach Informationen und könnt Jobs von diversen zwielichtigen Figuren annehmen, um Geld in eure Taschen zu bekommen. Die Bewohner des kleinen Landes gehören unterschiedlichen Fraktionen an wie Regierung, CIA, Drogen-Mafia, Banditen und anderen. Dementsprechend macht ihr euch recht schnell Freunde und Feinde. Anders als in gängigen Shootern ballert ihr euch hier nicht durch aufeinanderfolgende Level, sondern könnt in einer enorm umfangreichen Spielwelt nach eigenem Belieben agieren, Aufträge annehmen oder der mauen Story folgen – fast schon im Stile eines Dschungel-'GTA'.

Euer sauer verdientes Geld gebt ihr zumeist für Waffen, Munition und Transportmittel, hier und da auch mal für Informationen aus. Da hinter dem Shooter-Äußeren ein waschechter Rollenspielkern steckt, müsst ihr die Bedienung der rund 50 Transportmittel zu Wasser, Luft und Land erst einmal lernen (ausgenommen das Autofahren), was bei den weiten Entfernungen zwischen Auftraggeber und Missionsziel auch unumgänglich ist. Sogar Werktstattbesuche und ein Stopp an der Tankstelle sind mit von der Partie. Richtig Spaß macht die Benutzung der Fahrzeuge allerdings nicht, das Handling ist streckenweise mehr als grausam und die Fahrerei nimmt viel zu viel Zeit in Anspruch.

Leider lässt das Missionsdesign sehr zu wünschen übrig. Was im ersten Ansatz nach abwechslungsreichen Aufträgen mit Waffeneinsatz, Stealth und so weiter klingt, endet meist in reinen Ballerorgien. So müsst ihr beispielsweise aus einem Lager der Drogen-Mafia einen Laptop klauen. Doch statt der Möglichkeit reinzuschleichen, den Mann im Raum lautlos mit dem Messer zu erlegen und euch mit dem Laptop unterm Arm unbemerkt aus dem Camp zu schleichen, wird sofort beim Aufnehmen des Laptops das ganze Camp aufgescheucht und will euch ans Leder. Das wäre halb so schlimm, wenn die Ballerorgien auch richtig Spaß machen würden, doch das scheitert an der miesen KI, die von quasi nicht vorhanden bis unfair schwankt. So stiefeln die Gegner im Kampf durch die Gegend wie ein Haufen besoffener Tontauben oder aber sie wissen genau, wo ihr gerade steckt, und feuern euch Granaten um die Ohren. Erlegte Gegner könnt ihr ausplündern, herumstehende Fahrzeuge aber seltsamerweise nicht benutzen.

Das Rollenspielkonzept hinter 'Boiling Point' hingegen wurde sehr gut umgesetzt. Saul lernt dazu im Laufe der Zeit, seine Treffsicherheit wird besser, er wird kräftiger, kann auf der anderen Seite aber sogar auch von Alkohol, Drogen oder Medikamenten abhängig werden. Erlittene Treffer wirken sich auf die Beweglichkeit von Saul aus und selbst Übermüdung ist vorhanden. Heilung gibt es per Spritze, Nahrung oder im örtlichen Krankenhaus, wo sich Saul auch bei Suchtproblemen behandeln lassen darf. Die gesamte Spielwelt wirkt an sich sehr glaubwürdig und abwechslungsreich mit nettem Dschungel-Ambiente, billigen Bars und abgelegenen Camps. Quest-Log und Karten sowie eigentlich das gesamte Interface wurden vorbildlich umgesetzt, nur das Inventar gibt sich etwas sperrig.

Auch bei der technischen Umsetzung regiert das Mittelmaß. Der Hardware-Hunger des Spieles ist immens, wenn auch immerhin keine Ladezeiten in der Spielwelt (abgesehen von kurzen Haklern) anfallen. Die Texturen wirken hingegen lieblos, die Effekte sind bei weitem nicht auf aktuellem Stand und die Animationen wirken hölzern. Auch die Charaktere werden nicht gerade ansprechend dargestellt, zumal es auch hier an Abwechslung mangelt. Mit viel Wohlwollen könnte man damit aber noch leben, nur leider gibt die akustische Seite noch weniger her. Langweilige und zudem oftmals fehlerhafte Dialoge werden durch eine schlechte Sound-Abmischung ergänzt, welche die Dialoge nahezu unhörbar macht.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Eigentlich sollte man die Entwickler in irgendeiner Bananenrepublik in Unterhosen im Dschungel aussetzen. Das an sich tolle Spielkonzept wird durch eintöniges Missionsdesign, schwache technische Umsetzung, endlose Bugs und eine quasi nicht vorhandene KI gründlich versaut. Was hätte daraus für ein Spiel werden können ... bei so viel verschenktem Potential erreiche ich als Spieler schneller den 'Boiling Point', als Kollege Myers es jemals könnte.

Überblick

Pro

  • umfangreiche und gut designte Spielwelt
  • fast schon geniale Mischung aus Shooter und RPG
  • gelungenes Interface

Contra

  • schwache Texturen und Animationen
  • sehr Hardware-hungrig
  • schlechter Sound
  • dümmliche bis unfaire KI
  • mieses Fahrzeughandling
  • viele ärgerliche Bugs

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