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Test - Betrayer : Schnüffeln im Gruselwald

  • PC
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Ein Großteil der Entwickler von No One Lives Forever und F.E.A.R. haben ihr eigenes Studio auf die Beine gestellt und ein geniales Gruselerlebnis erschaffen. Blackpowder Games präsentiert Betrayer - einen First-Person-Shooter, der nahezu komplett in Schwarz-Weiß gehalten ist. Außerdem wird auf jegliche Musikuntermalung verzichtet, was eine authentische und spannende Umgebung erzeugt. Zur Handlung gibt es nicht viel zu sagen, da ihr die Geschichte selbst entdecken müsst. Es beginnt an einem Strand, hinter euch befindet sich ein großer Wald und der einzige Weg führt dort hinein.

Während ihr immer tiefer in das unbekannte Land vordringt, bekommt ihr häppchenweise die wichtigsten Tastenbelegungen angezeigt. Gleich danach schärft ihr eure Sinne, denn mit dieser Ruhe, die euch umgibt, stimmt etwas nicht. Ihr hört nur den Wind, der in regelmäßigen Abständen Bäume und Gräser zum Schwanken bringt. Ab und zu zwitschert ein Vogel oder zirpt eine Grille. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, und doch klingt es wie die Ruhe vor dem Sturm. Auf einmal seht ihr inmitten dieser farblosen Welt etwas rot aufleuchten. Es ist eine Frau, die auf einem Hügel steht und plötzlich einen Pfeil in eure Richtung schießt. Sie trifft aber nicht euch, sondern den Totempfahl, der neben euch steht. Ist sie Freund oder Feind?

Wo und wann

So viel sei aber verraten: Ihr seid ein Engländer, der 1604 in die neue Welt Amerika gesegelt ist, um eine britische Kolonie zu unterstützen. Dort angekommen, findet ihr alles verlassen vor. Auf eurer Suche nach Überlebenden und versteckten Hinweisen stoßt ihr in der Wildnis auf viele mysteriöse Begebenheiten und kommt sowohl mit guten als auch mit bösen Geistern in Kontakt. Eure Gegner sowie besondere Gegenstände sind in dieser schwarz-weißen Welt rot eingefärbt. So lassen sich zum Beispiel Feinde besser erkennen, aber es trägt auch viel zur Spannung bei. Dieser Stil erinnert an den Film "Sin City", der den dezenten Einsatz von Farben ebenfalls gekonnt umsetzte.

Hell und dunkel

Um den Gruselspaß zu erhöhen, haben die Entwickler eine helle und eine dunkle Welt erschaffen. In jedem Fort findet ihr eine Glocke, die euch, wenn ihr sie läutet, in die Dunkelheit versetzt. Dabei seid ihr immer noch am gleichen Ort, habt aber eine andere Sicht auf die Welt. Zum Beispiel sind jetzt Geister und andere Gegenstände sichtbar. Außerdem sammelt ihr ein Auge, eine Zunge und ein Ohr auf: Das Auge erlaubt es, die Geister zu sehen. Mit der Zunge kann man mit einigen von ihnen sprechen und mit dem Ohr aktiviert ihr einen unheimlichen Ton, der euch zu wichtigen Orten führt. Die Glocke schwingt so lange, bis sie angehalten wird und ihr somit wieder ins Licht zurückkehrt.

Betrayer - Launch Trailer
In dieser Woche wurde endlich Betrayer für den PC veröffentlicht.

Der unsichtbare Händler

In der Dunkelheit greifen Skelette an, während im Licht menschenähnliche Soldaten auf euch zustürmen - menschenähnlich deshalb, weil sie von fern zwar wie Menschen aussehen, jedoch besitzen sie rote, gespenstische Augen. Um all diese Geschöpfe, egal welcher Rasse sie angehören, wegputzen zu können, sind natürlich Waffen nötig. Es gibt an mehreren Stationen eine Art Händler, der aber niemals zu sehen ist. Genauer gesagt handelt es sich um eine in einen roten Schleier gehüllte Kiste, die zum Einkaufen lediglich angeklickt werden muss. Und doch scheint es diesen Händler zu geben, denn er hinterlässt des Öfteren eine Nachricht. Möchtet ihr Gegenstände zu Geld machen, braucht ihr sie im Inventar nur in ein vorgegebenes Feld zu ziehen und schon klingelt die Kasse.

Schwierig, aber gut

Ausgerüstet mit Pfeil und Bogen, Schusswaffen und möglichst einem Talisman, der beispielsweise die Gesundheit stärkt oder das Nachladen beschleunigt, sucht ihr angespannt nach dem Feind. Ist er gefunden, wird schnell deutlich, wie wichtig das Anschleichen ist. Die Gegner sind nämlich stark und töten euch bereits mit wenigen Treffern. Gutes Zielen mit den Schusswaffen ist lebenswichtig, denn sie müssen nach jedem Schuss nachgeladen werden. Habt ihr einen Kampf verloren, erwacht ihr im zuletzt besuchten Fort. Euer Geld bleibt jedoch auf dem Schlachtfeld liegen. Das Prinzip ist ähnlich wie in Dark Souls: Schafft ihr es nicht, die Beute vor eurem nächsten Tod aufzuheben, ist sie weg. Sollte euch das Spiel zu schwer sein, könnt ihr im Menü den Schaden der Gegner reduzieren.

Wie ein Detektiv

Auf euren Reisen befindet sich stets ein Notizblock in eurer Tasche, in den euer Spielcharakter alle Hinweise und offenen Fragen einträgt. Darin sind auch Tipps zu finden, die zwar ungegliedert aufgelistet werden, wegen ihrer Kürze aber trotzdem überschaubar bleiben. Überhaupt sind alle Texte in Betrayer ziemlich knapp gehalten, von Konversationen, die übrigens nur in Textform erfolgen, da es keine Sprecher gibt, bis hin zu gefundenen Briefen. Dadurch wird die Geschichte nicht etwa unverständlich, sondern schreitet zügiger voran. Zudem bleibt mehr Zeit, um den Wald zu erkunden, was mehr Freude bereitet, als im Fort ein ganzes Buch zu lesen.

Fazit

Sarah Buric - Portraitvon Sarah Buric

Betrayer hat mich sofort an Fallout erinnert: Man durchstöbert eine unbekannte Gegend und hält sich ängstlich an seiner Waffe fest, weil sich hinter jeder Mauer oder jedem Gebüsch ein Gegner verstecken kann. In Betrayer kommt die gespenstische Gestaltung hinzu, die eindrucksvoll funktioniert. Der Ausdruck “farblose Welt” klingt zwar negativ, ist in diesem Fall aber perfekt umgesetzt worden. Auch an Tönen und Lauten wurde gespart, doch wenn auf einmal etwas zu hören ist, passt es wunderbar in diese mysteriöse Umgebung hinein. Die Konversationen und Texte sind kurz und knackig, und das ist gut so. Ich finde es nervtötend, wenn man in Spielen immer ganze Bücher vorgesetzt bekommt. Es gibt eigentlich nichts an diesem Meisterwerk auszusetzen, außer vielleicht dass mir das Spiel einmal abgestürzt ist und es beim Händler keine Möglichkeit gibt, die ausgerüsteten Gegenstände denen im Shop zum Vergleichen gegenüberzustellen. Zudem könnte man die Logik der Verkaufsoption hinterfragen, aber so penibel möchte ich nicht sein, denn dieser First-Person-Shooter verdient es, ganz oben zu stehen. Wahrscheinlich war es eine gute Idee von Blackpowder Games, Teil des Early-Access-Programms zu werden, um Feedback zu bekommen. Es hat sich gelohnt.

Überblick

Pro

  • Spannung pur
  • großartige Inszenierung mit Schwarz-Weiß-Grafik
  • Texte und Unterhaltungen sind kurz und knackig
  • fordernde Gegner, deren Schaden bei Bedarf reduziert werden kann
  • flüssige Steuerung
  • sparsame Geräuschkulisse erzeugt Authentizität
  • abenteuerliche Spurensuche
  • schnelle Speicheroption

Contra

  • bisher nur englische Fassung
  • keine Vergleichsmöglichkeiten beim Händler

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