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Test - Batman: The Telltale Series : Episode 1: Realm of Shadows

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Batman: The Telltale Series behandelt die frühen Jahre des Dunklen Ritters. Superschurken gehören noch nicht zum Alltag von Bruce Wayne und Lt. Gordon ist noch kein Commissioner. Wer auf dem aktuellen Stand der Batman-Umsetzungen in Film, Spiel und Fernsehen ist, fragt sich jetzt wahrscheinlich: Wer braucht eine weitere Batman-Origin-Story? Telltale hält jedoch mit Twists und unverbrauchten Aspekten der Bruce-Wayne-Geschichte dagegen.

(Update: Review zu Batman Episode 2: Children of Arkham)

Schon bevor der Joker und Co. Batman das Leben zur Hölle machen wollten, war Gotham ein korrupter Sündenpfuhl. Beherrscht vom Verbrechen und im Würgegriff der Mafia. Die Stadt braucht einen Helden – Einsatz Batman: ein Überfall in einem Bürogebäude. Schwerbewaffnete, maskierte Männer versuchen sich ihren Weg zum Tresor zu bahnen, doch da kommen wir ins Spiel. Mit Hilfe des Greifhakens schwingen wir uns mehr oder weniger elegant – je nachdem, wie wir das Quick-Time-Event bestehen – durch die Scheibe, mitten ins Geschehen. Ausweichen, ducken, anschleichen und im richtigen Moment zuschlagen.

Telltale-typisch schalten wir einen Schurken nach dem anderen aus, indem wir das richtige Knöpfchen zur richtigen Zeit drücken. Die Kämpfe sind dabei stimmig inszeniert. Mal greift der dunkle Ritter aus dem Schatten heraus an und zieht sein Gegenüber aus dem Verkehr, noch bevor der weiß, wie ihm geschieht. Einen Moment später gehen wir mit den verbliebenen Halunken in den direkten Nahkampf. Schlagen wir uns im Knöpfchen-Drück-Spiel gut, lädt sich eine Leiste auf, die uns für den finalen Hieb einen Special-Move einsetzen lässt. Alles in allem sind die Zeitfenster für die Quick-Time-Events fair und frustfrei gesetzt.

Natürlich stecken wir nicht rund um die Uhr im Kampfanzug der Fledermaus. Telltale verspricht uns, dass wir genauso viel Zeit mit Bruce Wayne wie mit Batman verbringen werden. In der ersten Episode, Realm of Shadows, werden die Entwickler diesem Versprechen gerecht. Direkt nach dem fulminanten Kampf schlittern wir nahtlos in einen Spendenempfang für Harvey Dents Kandidatur zum Bürgermeister. Butler Alfred flickt notdürftig unsere Wunden, und schon geht es geschniegelt hinaus auf die Bühne zum Händeschütteln. Der Übergang erfolgt fließend und gerahmt in Dialogoptionen bringt er bereits an dieser Stelle Neulingen des Batman-Universums die zynische Art von Bruce Wayne näher.

Superheld bei Nacht, Charmeur bei Tag

Dass der nie so viel Lust auf gesellschaftliche Events wie auf die Verbrecherjagd hat, ist Kennern der Figur bekannt. In der nächsten Szene können wir uns entscheiden, ob wir dies zur Schau stellen wollen, oder ob wir unserem Freund Harvey den Rücken stärken, indem wir die High Society Gothams mit Worten um den Finger wickeln. Insbesondere, weil es in den Comics und deren Verfilmungen höchst unterschiedliche Interpretationen von Bruce‘ Charakter gibt, ist es schön, unseren persönlichen Lieblings-Master-Wayne mit einzubringen.

Gerade, als der Sektempfang mit einem kleinen Flirt anfängt, Spaß zu machen, crasht ein weiterer Gast die Party: Carmine Falcone, der größte Mafiaboss der Stadt, betritt den Saal. Nach und nach führt Batman: The Telltale Series so alle wichtigen Charaktere ein, und schon in den ersten Dialogen können wir klar Stellung zu ihnen beziehen. Die Einblendung „… wird sich daran erinnern“ in der oberen Ecke deutet an, dass unsere Entscheidung für den späteren Spielverlauf Konsequenzen haben könnte. Ob und wie stark sich die einzelnen Dialogoptionen tatsächlich auswirken, müssen die nächsten Episoden erst zeigen.

Die Story in Realm of Shadows baut Charaktere teils anders auf, als wir sie aus den klassischen Comics oder aktuellen Verfilmungen kennen. Oft wirkt es, als bediene sich Telltale an den beliebtesten Batman-Umsetzungen. Ein bisschen was aus den Nolan-Filmen hier, etwas aus der Serie „Gotham“ da … Gepaart mit spannenden Ideen und Twists ist das aber keinesfalls schlecht. Telltale präsentiert eine eigene, spannende Story, die nicht nur die Entstehung des Dunklen Ritters, sondern auch die Geheimnisse der Wayne-Dynastie zum Thema macht. Eine der größten Neuinterpretationen erwartet Fans übrigens bei dem zukünftigen Pinguin, Oswald Cobblepot.

Gotham braucht einen … Superdetektiv?

Viele werfen den Telltale-Spielen vor, kaum mehr Gameplay ins Spiel zu bringen. Gerade Game of Thrones: A Telltale Games Series wird oftmals für seinen Mangel an aktiven Spielszenen kritisiert. Batman: The Telltale Series versucht, mit Detektiv-Rätseln das Ganze in Schwung zu bringen. Der Dunkle Ritter trägt nicht umsonst den Beinamen „Der beste Detektiv der Welt“. Auch wenn diese Eigenschaft in den actionlastigen Umsetzungen der „The Dark Knight“-Filmreihe oder den Arkham-Spielen oftmals zu kurz kam.

Batman: The Telltale Series - Episode #1 - Felix stellt euch die erste Episode vor
Felix stellt euch die erste Episode von Batman: The Telltale Series vor, mit dem Titel Realm of Shadows.

Realm of Shadows bringt uns Batmans Kombinationstalent in Form von Tatorten näher, an denen wir Hinweise logisch miteinander verknüpfen müssen. Bat-Gadgets wie die Drohne helfen uns dabei, versteckte Informationen zu entdecken. Noch sind diese Rätsel nicht sehr fordernd und erwecken auch nicht den Eindruck, als könnten wir etwas falsch machen, wie etwa bei den Tatortuntersuchungen in The Wolf Among Us. Hier darf für die nächste Episode gerne noch etwas am Schwierigkeitsgrad gefeilt werden.

Optisch wagt Telltale mit Batman keine Experimente. Auch wenn es das erste Spiel ist, das mit einer komplett überarbeiteten Engine entwickelt wurde, bleibt es dem typischen Adventure-Cellshading-Stil treu. Schärfere Kanten und feinere Texturen geben allerdings einen Hinweis auf die Verbesserungen. Die grandiosen englischen Sprecher, hochkarätig besetzt, sorgen trotz technischer Mängel wie Kantenflimmern für eine stimmige Atmosphäre. Auch wenn wir am Desktop-PC, abgesehen von einem kleinen Hänger, keine größeren Performance-Probleme hatten, klagen Spieler derzeit über teilweise unspielbare PC-Versionen, die hoffentlich bald gepatched werden.

Greift zu, wenn...

… ihr neu im Batman-Universum seid oder euch eine weitere Interpretation der Anfänge nicht entgehen lassen wollt.

Spart es euch, wenn...

… ihr noch nie etwas für die eingeschränkte Handlungsfreiheit in den Telltale-Spielen übrig hattet.

Fazit

Antonia Seitz - Portraitvon Antonia Seitz
Ein guter Start mit kleinen Schwächen

Vielen Fans hängt es bereits zu den Ohren raus, dass nun ein weiteres Mal Batmans Anfangsjahre thematisiert werden. Das gab es in letzter Zeit ja nicht zu knapp, und es gäbe doch so viele andere Geschichten aus dem Leben des Dunklen Ritters, die man behandeln könnte. Auch ich habe während der ersten Episode von Batman: The Telltale Series immer mal wieder gedanklich die Handlungsstränge mit anderen Origin-Geschichten, die ich die letzten Jahre in Comic-, Film- oder Serienform konsumiert habe, verglichen.

Aber eigentlich ist das gar nicht schlimm. Auch wenn Realm of Shadows noch keine großen Überraschungen bereitgehalten hat, gefällt mir die Herangehensweise und welche Aspekte der Batman-Historie die kommenden Episoden noch beleuchten könnten. Gerade für Einsteiger in das Fledermaus-Universum bietet das Telltale-Adventure das perfekte Maß an Charaktereinführung und Hintergrundinformationen, das man braucht, um leicht in die Story reinzufinden.

Einmal habe ich mich sogar dabei ertappt (Achtung, das könnte für Batman-Neulinge ein Spoiler sein), wie ich tatsächlich geglaubt habe, wenn ich sämtliche richtigen Entscheidungen treffe, könnte Harvey Dent die Kandidatur vielleicht gewinnen. Bis mir im nächsten Moment eingefallen ist, dass das mit der Two-Face-Problematik doch ziemlich unwahrscheinlich ist. Auch, wenn die erste Episode sowohl spielerisch als auch Story-technisch noch keine großen Überraschungen bietet, macht sie doch definitiv Lust auf mehr.

Überblick

Pro

  • tolle Sprecher
  • stimmige Atmosphäre
  • ausgewogenes Verhältnis zwischen Dialog- und Actionsequenzen
  • glaubwürdige Charaktere
  • passender Comicstil
  • spannende Dialoge
  • Batman und Bruce Wayne ähnlich präsent

Contra

  • sehr linear
  • eine weitere Origin-Story
  • Detektiv-Rätsel zu einfach

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