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Special - Xbox One X : Geht Microsofts Kampfansage weit genug?

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Auch Assassin's Creed: Origins rückt die optische Pracht weit näher an PC-Sphären heran als zuerst gedacht, da an den richtigen Stellen gespart wird. Da muss selbst The Witcher 3 respektvoll den Hut ziehen angesichts hervorragend visualisierter Geometrie und Animation in Siedlungen und offenem Feld. Nur: Genügt der grafische Vorsprung auf Dauer?

Der Preis ist heiß

Der zweite Faktor, der bei mir auf wenig Verständnis stößt, ist der Preis. Nicht, weil die Maschine keine 499 Dollar (respektive Euro) wert wäre. Allein im leisen Dampfkammer- Kühlsystem und den sechs Teraflops Leistung liegt jedwede Rechtfertigung des Preises verborgen. Hut ab allein dafür, dass es um die kleinste Xbox aller Zeiten geht. Wäre die Xbox One X das einzige 4K-Konsolenflaggschiff auf dem Markt, so wäre heute früh wohl ein Raunen um die Welt gegangen.

Doch der Globus blieb stumm, denn Microsoft kämpft auf diesem Feld nicht nur gegen die PS4 Pro, die in vielerlei Hinsicht schwächer ist, aber auch früher auf den Markt kam und noch immer Wind in den Segeln hat. Auch die Standard-PS4 muss übertrumpft werden. Der große Knackpunkt ist nämlich, dass 4K-Hardware zwar schnuckelig und prestigeträchtig ist, aber noch lange nicht den Massenmarkt anspricht.

Im Gegenteil. Die Masse der Käufer ist nicht gewillt, mitten in der laufenden Konsolengeneration umzurüsten, weil sie den Vorteil noch nicht erkennt. Lohnenswert ist ein Umstieg in erster Linie für Besitzer eines noch immer recht teuren 4K-Fernsehers. Die Xbox One X mag die gesteigerte Rechenkraft auch in 1080p nutzen, etwa durch mehr Darstellungsdetails, erreicht damit aber trotzdem nur einen Bruchteil der Konsolenspieler als Zielgruppe, nämlich nur jene, die trotz Unzufriedenheit mit ihrer Wahl in den sauren Apfel gebissen und der stärkeren PS4 eine Absage erteilt haben.

499 Euro Anschaffungspreis mag vielleicht ein unzufriedener Xbox-One-Kunde stemmen, der weiterhin auf seine gesamte Bibliothek zurückgreifen kann. Aber warum sollte einer der 60 Millionen PS4-Fans bei null beginnen, wenn der Neustart so teuer ausfällt? Schon morgen tritt Sony mit einer eigenen E3-Pressekonferenz auf den Plan. Alles, was Sony tun muss, ist, den Preis der PS4 Pro auf 349 oder gar 299 Euro zu senken, schon hat die Xbox One X beinahe jede Attraktivität verloren.

Denn eines darf man nicht vergessen: Im Kampf um den Massenmarkt bestimmt noch immer das schwächste Modell der PS4 die grafische Basis. Solange die Standard-PS4 derart stark über die Standard-Xbox-One triumphiert, sei es bezüglich Auflösung, schierer Grafikleistung oder der Verkaufszahlen, wird die Xbox One X keine Chance haben, zur Lead-Plattform bei den Entwicklern aufzusteigen. Und nur so könnte sie Akzente setzen.

Was, wenn die wilden Gerüchte wahr werden und Sony für das kommende Jahr eine brandneue PS5 ankündigt, die womöglich abwärtskompatibel ist und die Xbox One X technisch in den Schatten stellt? Unwahrscheinlich, aber bedenkenswert. In dem Fall wäre die Xbox One X chancenlos und womöglich der letzte Sargnagel für Microsofts Ambitionen. Kurzum: Ein echter Kampfpreis für die Xbox One X hätte eine Drei an erster Stelle haben müssen, alleine des späten Zeitpunkts der Veröffentlichung wegen.

Halbwegs exklusiv

Gehen wir mal vom Idealfall aus und räumen der laufenden Konsolengeneration noch zwei bis drei weitere Jahre ein, also genug Zeit zur Etablierung einer üppigen Bibliothek für das X-Modell. Selbst in diesem Fall sind 499 Euro eine Stange Geld, die der eine oder andere Spieler wohl lieber in PC-Komponenten investiert, denn ein großer Teil der vorgestellten Spiele erscheint auch für Windows. Eine Geforce GTX 1080 Ti kostet zwar um die 200 Euro mehr als eine Xbox One X, bringt aber jeden halbwegs modernen Rechner auf eine deutlich stärkere Leistung mit höherem Detailgrad und stabilerer Performance.

Das genial aussehende Forza 7 wird auf einem solchen Rechner noch schöner sein, ebenso wie Crackdown 3 und Minecraft samt 4K-Update. Woran fehlt es also? Ganz klar: an echten Exklusivtiteln. Stattliche 22 exklusive gegenüber Sonys PS4 stellten die Redmonder vor, nur waren davon die meisten zeitexklusiv in deren Veröffentlichungsfenster. Ein paar Monate Wartezeit rechtfertigen keine 500-Euro-Anschaffung. Auch wird mir persönlich mal wieder zu viel geballert und zu wenig erzählt, selbst wenn ein paar der „kleineren“ Titel schnuckelig aussehen. The Artful Escape, State of Decay, Ori, Super Lucky's Tale - da sind durchaus ein paar spielenswerte dabei, aber noch immer nichts Weltbewegendes, nichts, was Microsoft und Third Partys als Kreativpool hervorhebt.

Eine Ausnahme wäre Rares Piratenspektakel Sea of Thieves, das endlich Form annimmt, aber mit seinem Comicstil wenig zur Attraktivität eines 4K-Systems beiträgt. Immer noch besser als das x-te Halo, von dem zum Glück nichts zu sehen war, auch wenn es wahrscheinlich ein Totschlagargument gewesen wäre.

Dafür, dass Microsoft im Rennen gegen Sony derart in der Klemme steckt und womöglich von Nintendo rücklings überrollt wird, wenn die Switch mal richtig Fahrt aufnimmt, steckt mir zu wenig eiserner Wille im Programm, auch wenn es definitiv besser war als das der letzten Jahre. Ein Monopol war noch nie gut für den Markt. Es wird Zeit, dass mal jemand Sony den Kampf ansagt. Microsoft würde das gerne tun, scheint sich aber nicht so recht zu trauen, obwohl genügend Ressourcen bereitstehen. Hoffentlich bringen ein paar Third Partys noch schlagkräftige Argumente.

Microsofts Xbox One X ist in einer Momentaufnahme eine attraktive Maschine. Nur kommt sie einen Tick zu spät und wird für das Aufrollen des Massenmarktes wohl zu teuer. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren!

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