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Test - Star Wars: Battlefront 2 : Möge die Lootbox mit euch sein!

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Eine Lizenz zum Gelddrucken mag Star Wars sein, aber selbst harte Fans schlucken nicht alles. Nach der Betaphase von Star Wars: Battlefront 2 musste Entwickler Dice eine Kehrtwende bei den implementierten Lootcrates vollziehen, denn das geplante System roch nach Pay-to-win. Dies war weder der erste noch der letzte Faktor, bei dem das Publikum das Sagen hatte. Zu Recht, denn das Endergebnis ist ein grandioser Shooter mit jeder Menge Abwechslung und herausragender Atmosphäre.

Vorbei die Meckerei! Der neue Star-Wars-Multiplayer-Shooter mag nicht der anspruchsvollste oder komplexeste Vertreter unter der Sonne sein, aber Dice verlieh dem Werk spürbar mehr Tiefgang als dem zu Recht kritisierten Erstling, der abseits seiner schönen Fassade wenig zu bieten hatte. Die Schwächen beim Namen genannt: wenig strategischer Hintergrund, so gut wie kein Zusammenhalt in den Mehrspielerparteien, kein echter Einzelspielerinhalt.

Star Wars: Battlefront 2 hat all das und mehr. Vielleicht nicht überall im Überfluss, aber genug fürs Geld. Angefangen mit einer spannenden Einzelspielerkampagne, die aufgrund ihrer kurzen sieben Stunden Laufzeit mit Sicherheit nicht den Hauptgrund für eine Anschaffung darstellt, aber allemal spannend und atmosphärisch umwerfend ausgefallen ist.

Daddy Issues

Irgendwie komisch: Ungemein viele Figuren des Kriegs der Sterne fechten einen Generationenkonflikt aus. Auch Iden Versio, ihres Zeichens Anführerin einer imperialen Sondereinheit, geht mit den Entscheidungen ihres Vaters nicht konform. Sie führt den berühmten Infernotrupp, der bei der Vernichtung des zweiten Todessterns auf Endor verweilte und von Anfang an versuchte, dem Untergang des Imperiums entgegenzuwirken.

Selbst angesichts der größten Niederlage ihrer Befehlshaber dezimiert sie Rebellentrupps und macht ihrem Ruf alle Ehre. Sie gilt als exzellente Schützin, Meisterin der lautlosen Infiltration und großartige Pilotin. Nur Computer oder verschlossene Türen hacken kann sie nicht, das überlässt sie ihrem kleinen Droiden-Begleiter, den sie auf dem Rücken trägt. Dieser knackt allerdings nicht nur Türen, sondern auch Kisten mit besonderem Inhalt. Die darin lagernden Boost-Karten bereichern die Protagonistin um Fertigkeiten-Perks oder ermöglichen den Austausch der Basisbewaffnung.

Drei Boost-Karten-Slots dürfen nach eigenem Gutdünken besetzt werden und münden in strategisch wichtige Entscheidungen. Thermaldetonator mit wuchtiger Sprengkraft oder besser ein Schocker, der alle gegnerischen Waffen kurzzeitig lähmt? Schutzschild oder lieber schnelle Gesundheitsregeneration? In gewissen Szenen kann die richtige Entscheidung den Ausgang der Schlacht maßgeblich beeinflussen.

Praktisch, aber sie helfen Iden nicht bei moralischen Fragen. Die letzten Befehle des Imperators an seine Großmoffs bringen sie und ihren engsten Kollegen in eine Zwickmühle. Ihr Vater übt blinden Gehorsam, den sie nicht akzeptieren kann. Schon gar nicht angesichts der Opfer, die sie dafür bringen müsste. Gerade weil sie sich dem Imperium weiterhin verpflichtet fühlt, geht sie einen Pakt mit den Rebellen ein und trifft dabei auf so manche berühmte Person - um nicht zu sagen auf den Kern der Rebellenriege: Luke Skywalker, Han Solo, Prinzessin Leia, Chewbacca, Lando Calrissian ... niemand wird ausgelassen.

Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht spoilern, aber so viel sei verraten: Obwohl der Verlauf der Geschichte arg vorhersehbar ist, wird die Handlung gut erzählt und vor allem abwechslungsreich vermittelt. Es wird genauso viel geschossen wie heimlich infiltriert. Auf Endor wird geballert, bis buchstäblich die Rohre glühen, auf dem Wolkenplaneten Bespin ist hingegen Heimlichkeit Trumpf. Han Solo beginnt sein Kapitel als Detektiv auf der Suche nach geheimen Informationen und wird erst bei der Flucht mit dem Millennium Falcon zum Schießen gezwungen.

Zu guter Letzt und ganz wichtig: Es wird diesmal richtig geflogen, und zwar nicht nur über Planetenoberflächen, sondern auch im Weltraum, womit Entwickler Dice nach heftiger Kritik der Fans gleich zwei Macken des Erstlingswerks auf einen Schlag ausbügelt. Sowohl im Story-Modus als auch im Multiplayer gehören epische Schlachten rund um Raumstationen und Sternenzerstörer zu den tonangebenden Spielanteilen. Sie fetzen heftig und sehen irre gut aus. So manche Raumschlacht erreicht gut und gerne das Niveau, das Factor 5 einst in Rogue Squadron 2 auftischte.

Ein Erlebnis ohne Kompromisse! Die hervorragend inszenierten Zwischensequenzen mit exzellenter Synchronisation fügen sich nahtlos ins Star-Wars-Univerum ein und passen problemlos in den neuen offiziellen Kanon. Chapeau! Mit so viel Hingabe hätten wohl die wenigsten gerechnet. Besonders hervorgehoben sei auch die deutsche Synchronisierung. Wo noch möglich, hört man die Originalsprecher aus der klassischen Trilogie, etwa Hans-Georg Panczak als Luke Skywalker und Wolfgang Pampel als Han Solo. Lichtschwerter und AT-ATs werden richtig benannt und heißen weder „Laserschwert“ noch „@-@“. Diese Qualitätssynchronisation ist ein Hochgenuss! Übrigens: Wer will, kann in den Menüs auch auf die genauso gelungene englische Sprachausgabe umschalten – optional inklusive Untertitel.

Das ist Star Wars mit Haut und Haaren, mit hingebungsvoll agierenden virtuellen Schauspielern inklusive toller Gesichtsanimationen, aus denen man Harrison Fords schelmisches Grinsen problemlos herauslesen kann, obwohl Han Solo inzwischen einen Bart trägt. Am Unterhaltungswert der Kampagne wird sich jedenfalls niemand stören.

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