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Test - Spintires: MudRunner : Zieht den Karren aus dem Dreck

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In Papers, Please kontrolliert man als Grenzbeamter die Pässe von Einreisenden, Pony Island ist des Teufels Antwort auf alle zuckersüßen Jump 'n' Runs und Luxeria Superbia simuliert bemerkenswert pietätvoll den weiblichen Orgasmus in Form eines Geschicklichkeitsspieles. Kurz: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Und aus diesem Grunde sollte sich niemand über den Kult wundern, den die Holzstammtransportsimulation (!) Spintires vor drei Jahren ausgelöst hat.

Auto fahren ist schon eine geile Sache: Es ist praktisch und spaßig zugleich. Unter den meisten Motorhauben stecken technische Wunderwerke, die uns schnell und sicher zum Ziel führen. Doch was ist mit all den fetten Trucks und Lastern, die als schnöde Nutzfahrzeuge dienen und aufgrund ihres übermächtigen Gewichtes nur schwer zu handhaben sind? Die interessiert doch keine Sau, weshalb sich Rennspiele lieber auf fesche Sportwagen konzentrieren.

Ein Zehntonner mitten im Wald

Simulationen sind hingegen ein anderes Biest: Hier geht es selten um leichtfüßigen Spaß oder eine übersichtliche Handhabung. Nein: Je komplexer und je realistischer, desto bester! Spintires ist durch und durch ein Kind dieser Philosophie, weil es nicht bei einer akkuraten Simulation tonnenschwerer Fahrzeuge halt macht. Nein, rein auf dem Papier betrachtet darf hier gar nichts spaßig sein: Unebenes Geländer, matschig-sumpfiger Boden, das Durchqueren von Flüssen oder der Transport von leblosen Holzstämmen hören sich nach Arbeit pur an.

Spintires: MudRunner ist die überarbeitete Version eines Kulttitels, der seit 2014 auf Steam und nun auf Konsolen sein Unwesen treibt. Der Kern besteht aus sechs Karten, die allesamt die gleiche Aufgabe verlangen: Ihr sollt Sägewerke mit Holzstämmen versorgen. Die wiederum könnt ihr euch an verschiedenen Stationen abholen oder besser gesagt auf euren Laster laden. Solltet ihr gar im hohen Schwierigkeitsgrad spielen, dann müsst ihr jeden Stamm einzeln per Kran auf die Ladefläche hieven.

Bei der Umsetzung dieses total behämmerten Spielprinzips wird euch ein lästiger Stein nach dem anderen vor die Räder gelegt. Das ist buchstäblich gemeint: Ihr müsst überall mit spitzen Steinen rechnen, die beim Überfahren euren Wagen beschädigen! Asphaltierte Straßen könnt ihr so gut wie vergessen, die meiste Zeit seid ihr auf unbearbeitetem Erdboden unterwegs, auf dem es nur so vor Bäumen, Schlamm oder abgebrochenen Ästen wimmelt. Weshalb sollte man schließlich ein Sägewerk nahe einer ordentlichen Straße platzieren, wenn es auch die Pampa tut?

Schwerstarbeit

Die meisten der 19 zur Verfügung stehenden Fahrzeuge sind aufgrund ihres Gewichtes schwerfällige Biester. Ist bereits das Beschleunigen auf offener Straße eine Qual, wird es in einem durchnässten Gebiet richtig lustig, wenn ihr den Boden mit euren dicken Rädern auftürmt und plötzlich im Erdreich feststeckt. Dann hilft allenfalls eure Winde, die ihr an ein nahegelegenes Objekt (beispielsweise einen Baum) befestigt und mit der ihr euren Karren buchstäblich aus dem Dreck ziehen müsst.

Das Befreien aus solch einer misslichen Lage dauert gerne ein paar Minuten, in denen ihr unwillkürlich eure Finger immer fester gegen die Schultertasten zum Hochdrehen eures Motors drückt und bei den kleinsten Bewegungen Zähne knirschend ein brummendes „Gnaaaaaaaaah, jetzt kommmm schonnnnnnnnnn......“ von euch gebt.

Bei den meisten Fahrzeugen stehen euch eine Differentialsperre und ein Allroundantrieb zur Verfügung, die das Vorankommen über matschigen sowie unebenen Boden erleichtern. Allerdings erschwert ersteres das Lenken und letzteres erhöht den Benzinverbrauch. Benzinverbrauch? Ja, da war noch was: Die Trucks verbraten Treibstoff und das nicht zu knapp. Ihr könnt zwar ein leeres Fahrzeug per Knopfdruck zur nächstgelegenen Tankstelle befördern, was allerdings nur im Gelegenheits-Schwierigkeitsgrad erlaubt ist.

Wer sich für die Hardcore-Simulation entscheidet, der muss allen Ernstes zu einem Tanklaster wechseln und mit ihm zum gestrandeten Fahrzeug tuckern. Das gleiche gilt für einen beschädigten Wagen, für den ihr vor Ort die richtigen Werkzeuge benötigt. All das bedeutet freilich noch mehr Fahrerei durch Dreck und Schlamm.

Der beste virtuelle Schlamm aller Zeiten

Das größte Problem von Spintires: Mudrunner ist der Mangel an Abwechslung. Zwar könnt ihr nebenbei Beobachtungsposten abklappern, zusätzliche Werkstätten freischalten oder eine von neun Mini-Challenges absolvieren. Aber unterm Strich fühlt es sich zu wenig an. Es gibt keine Wettrennen, keinen wirtschaftlichen Aspekt und keine alternativen Ziele. Der Vorteil: Alles, was nicht mit der schwerfälligen Fahrzeugsimulation zusammenhängt, ist erstaunlich einfach zu handhaben. Es ist jedenfalls selten, dass eine im Kern derart schwerfällige Simulation bereits nach einem sehr knapp gehaltenen Tutorial so leicht zu verstehen ist.

Das Spiel möchte einfach nur eine möglichst lebensnahe Transportsimulation am Arsch der Welt sein, und wenn ihr euch darauf einstellt, dann könnte ein kleiner Traum in Erfüllung gehen. Der ausschlaggebende Grund, warum dieses prinzipiell spaßbefreite Herumtuckern bereits so viele Fans gewinnen konnte, ist die physikalische Umsetzung der Fahrzeuge und des Bodens. Letzteres ist gar ein echtes Ausnahmemerkmal, weil sich nirgends sonst virtuelle Erde aufgrund von Reifen und Gewicht eines Fahrzeuges derart „real“ verformt.

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