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Special - Spielesucht und Schicksale : Wenn Videospiele das Leben bestimmen

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"Ich hasse Videospiele dafür, dass ich sie so sehr liebe!" - wenn man mit Alex* spricht, dann sieht man einen normalen Mann Ende Zwanzig. Doch Alex ist süchtig nach Video- und Computerspielen. Im Schnitt sitzt er seit zwei Jahren rund 18 Stunden am Tag vor dem PC oder der Konsole. Und er ist bei Weitem kein Einzelfall. Allerdings sieht Klischee anders aus.

In diesem Beitrag geht es gar nicht so sehr um Zahlen und Studien, vielmehr geht es um die Geschichten und Gefühle hinter der Videospielsucht. So unterschiedlich diese Geschichten sind, so oft hat das exzessive Spielen von Computerspielen doch ähnliche Beweggründe und einen negativen Einfluss auf Spieler sowie deren Umwelt.

Alex und Timo* sind nur zwei Menschen, die einer oftmals anonymen Masse ein "Gesicht" geben. Vor einigen Monaten fragten wir via Twitter, ob sich in unserem Mikrokosmos Menschen befinden, die sich selbst als "süchtig nach Videospielen" bezeichnen würden. Daraufhin meldeten sich Alex und Timo.

Alex ist 28 Jahre alt und spielt, wie bereits erwähnt, am Tag durchschnittlich 18 Stunden Video- und Computerspiele. "Ich lebe in einer 2-Zimmer-Wohnung in der Nähe von Krefeld. Regulär bräuchte ich das zweite Zimmer gar nicht, da steht aktuell auch nichts drin. Mein Leben spielt sich seit zwei Jahren primär vor dem Bildschirm ab", scherzt Alex. Im Skype-Video-Chat erfahren wir, dass er "eine Familie hat, eine Ex-Freundin mit Kind. Seine Tochter ist jetzt sechs Jahre alt." Sie leben in der unmittelbaren Nachbarschaft, mit der Kindsmutter ist er seit drei Jahren nicht mehr zusammen – "zu große Komplikationen, nicht nur wegen Videospielen."

Vor vier Jahren verlor Alex seinen Job als Reiseverkehrskaufmann, danach ging es bergab mit seinem sozialen Umfeld außerhalb der virtuellen Welt. "Ich fühlte mich wertlos. Ein Mann ohne Job, kaum Kohle für meine Familie, da habe ich Flucht gesucht – Videospiele. Vor meiner Kündigung spielte ich vielleicht zwei Stunden am Abend, danach war es wie eine einstürzende Mauer. Und ein Teufelskreis, weil ich mich selbst nicht mehr unter Kontrolle hatte. Immer mehr Spiele, der schnelle Erfolg. In Guild Wars konnte ich 'Jemand' sein. Jemand, der ich im wahren Leben – in meinen Augen – nicht mehr war. Ein Macher, ein Entscheider, kein Niemand ohne Job! Natürlich war mir bewusst, dass ich Probleme ignoriere und sie größer werden und ich dadurch noch stärker versuche, die Sorgen wegzuschieben, die sich im Endeffekt überall bildeten." Viele Psychologen sehen gerade in Online-Rollenspielen großes Gefahrenpotential für labilere Spieler.

Aktuell verdient Alex sein Geld als Community-Mitarbeiter eines größeren Online-Rollenspiels. Für Miete und Verpflegung sei gesorgt, das ist für ihn das Wichtigste. Aktuell sei er zufrieden mit seinem Leben und sucht "unter Druck, weil das Arbeitsamt es auferlegt" nach einem Job in seiner Umgebung. >>

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