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Special - Kanye Wests Only One : Keine einfache Geschichte

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    Kanye West als Spielentwickler. Das hat die Welt doch gerade noch gebraucht, oder? Gebt es ruhig zu. Ihr hättet es doch lieber, der extrovertierte Produzent, Sprechgesangskünstler und Designer würde weiterhin in seinen vertrauten Gewässern fischen und dort die Leute zur Weißglut bringen, anstatt jetzt auch noch die Spielebranche aufzumischen. Aber das ist alles egal. Sein Mobile-Titel Only One ist ein Andenken an seine verstorbene Mutter. Es spielt keine Rolle, ob es Spaß macht oder das Gameplay für die Tonne ist. In diesem Fall zählt die Geste.

    Kaum eine Person spaltet die Musik-Fans aktuell so sehr wie Kanye West. Die einen halten den Produzenten, Rapper und Designer für ein musikalisches Genie, die anderen für einen durchgedrehten Spinner. Letzte Woche veranstaltete Kanye im Madison Square Garden ein großes Event, das sowohl sein neues Album „The Life of Pablo“ als auch seine neue Adidas-Kollektion vorstellte. Womit wohl keiner rechnete: Herr West zeigte ebenfalls den ersten Trailer zu seinem Mobile-Game Only One.

    Ich zumindest zähle zu ersten Fraktion. Seit jeher begeistert mich der musikalische Output von Kanye. Sein neuestes Werk ist da keine Ausnahme: „The Life of Pablo“ ist mal wieder ein Meisterwerk geworden. Im Song „Feedback“ gibt er es ja quasi selbst zu, nicht alle Tassen im Schrank zu haben: „Nenne ein Genie, das nicht verrückt ist.“ Doch um seine Musik soll an dieser Stelle nicht gehen, sondern um sein Videospiel Only One.

    Weniger ein Spiel, mehr ein Denkmal

    Ein Titel für mobile Plattformen, also ein Handy-Spielchen. Bereits 2015 angekündigt, gab es letzte Woche auf seiner Yeezy-Season-3-Veranstaltung den ersten Trailer zu bestaunen. In den gezeigten Szenen sieht man seine verstorbene Mutter Richtung Himmel reisen. Darum dreht sich Only One auch. Das alles ist recht ansehnlich verpackt. Der grafische Stil erinnert fast schon an ein Gemälde. Was letztendlich spielerisch dabei herumkommt, ist irrelevant.

    In der Arena fielen die Reaktionen eher verhalten aus, möglicherweise weil die Zielgruppe nichts mit Videospielen anfangen kann. Vielleicht hat das Publikum nicht mit dem Trailer gerechnet oder man fand es einfach total langweilig. Auch im Netz zeigten sich viele verwundert. Der sichtlich stolze Kanye war irritiert: „Das war keine einfache Sache, Mann! Ihr tut so, als wäre das was ganz Normales. Nein, ihr versteht es nicht. Ich fuhr nach San Francisco und habe mich mit jedem dort getroffen und sie haben mich zu Tode gedisst. Ich sagte: 'Ich will ein Spiel machen'. Und sie sagten nur: 'Fick dich.' Das war hart, Mann!"

    Ich kann das nachvollziehen. Man muss kein guter Menschenkenner sein, um zu merken, dass ihm das Projekt am Herzen liegt. Wer kann es ihm verübeln? Es ist ein virtuelles Denkmal an seine Mutter Donda West, die 2007 im Alter von 58 Jahren an den Folgen einer Operation gestorben ist. Kanye hat immer wieder betont, wie wichtig seine Mutter für ihn war.

    „Das war keine einfache Sache, Mann!“

    Außerdem zeigt er, wie schwer es ist, ein Videospiel zu produzieren. Vorausgesetzt, es stimmt, was er sagt. Sollte man nicht meinen, dass ein Mensch vom Kaliber Kanye West alles von heute auf morgen in die Tat umsetzen kann? Anscheinend nicht. Er klopfte an verschiedenen Türen, die ihm rasch wieder vor der Nase zugeschlagen wurden. Ein Spiel zu programmieren, also aus einer Idee virtuelle Realität werden zu lassen, ist eine schwierige Herausforderung. Ungewollt macht Kanye so jedem klar, dass der Job eines Spielentwicklers alles andere als einfach ist. Man kann nicht einfach mal so ein Spiel programmieren.

    Von daher sollte man akzeptieren, dass es unwichtig ist, was für ein Spiel Only One wird. Vielleicht macht es Spaß, vielleicht auch nicht. Drauf gepfiffen. Die Geste zählt. Ein Künstler nutzt eine für ihn fremde Plattform, um der wichtigsten Person seines Lebens zu gedenken. Daher sollte man Milde walten lassen, auch wenn es Kanye West ist. Stattdessen sollte man das Spiel weniger als Medium für den eigenen Zeitvertreib sehen und es stattdessen als Andenken wertschätzen.

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