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Test - Overclocked : Viel Brillanz und viele Fehler

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Richtig gute Spiele profitieren oft von einer gewissen Art der Perfektion: Grafik, Sound und Spieldesign formieren sich zu einem großartigen Gesamtwerk, welches dann gerne mal als Pflichtkauf innerhalb des Genres gefeiert wird. ’Overclocked’ ist nicht perfekt, im Gegenteil: Es stören viele kleine und ein paar größere Fehler. Und trotzdem ist das Adventure von House of Tales beinahe ein solcher Pflichtkauf, allein dank eines wirklich beeindruckenden Konzeptes.

Psychothriller

David McNamara ist Psychiater oder “Seelenklempner“, wie er selbst scherzhaft sagt. Auf den ersten Blick macht der jung wirkende Mann einen sympathischen Eindruck. Stets selbstbewusst bei dem, was er sagt, soll er mithilfe einer eigens entwickelten Methode das Rätsel um fünf Jugendliche lösen. Diese wurden innerhalb kürzester Zeit, panisch schreiend, nackt und/oder mit einer Pistole um sich ballernd, mitten in New York aufgefunden und kurzerhand in eine Psychiatrie auf Staten Island verfrachtet.

Der Zustand der Klinik macht schnell klar, dass diese “Kids“ als Störfaktor angesehen werden und eine Behandlung für die meisten Verantwortlichen wohl nur im Sinne der Gesellschaft in Frage kommt. Die Räume sind verdreckt, die Eingangshalle ähnelt mehr einem Gefängnis und obendrein soll die Institution nach der Auflösung des Falles ihre Pforten schließen. Der ansässige Arzt Dr. Young ist dementsprechend frustriert und macht auch keinen Hehl daraus, dass er die Methoden des viel jüngeren McNamara für Blenderei hält. Die ihm treu ergebene Krankenschwester Tamara wirkt wie eine entfernte sowie wortkarge Verwandte der legendären Schwester Ratched aus dem Klassiker 'Einer flog über das Kuckucksnest'. Sie ist unfreundlich, frustriert und definitiv mehr auf den eigenen Vorteil bedacht, anstatt sich um das Wohl der Patienten zu bemühen.

Weitere Nebencharaktere, wie der smarte Detective Moretti oder der stets auf einen guten Ton achtende Portier des Hotels, in dem David McNamara für die Zeit seines New Yorker Aufenthaltes residiert, runden ein extrem markantes und größtenteils beeindruckendes Casting ab. Auch die Patienten stellen sichtlich Stereotype dar, ohne dabei klischeehaft oder gar langweilig zu wirken. Ganz im Gegenteil: ’Overclocked’ lebt vorrangig vom fast durchweg glaubwürdigen Charakterverhalten aller Beteiligten, von denen einige an die Grenzen ihrer Reizbarkeit stoßen. Allen voran durchlebt David McNamara einen emotionalen Tiefschlag nach dem anderen, woraufhin er sich unbewusst immer mehr Feinde macht und selber von einer privaten Krise zur nächsten stolpert.

Rückwärts erinnern

Der eigentliche Clou der Geschichte kommt aber noch: Die Behandlungsmethode von David McNamara basiert auf einer rekursiven Auseinandersetzung mit den Erinnerungen der Patienten. Diese können sich am Anfang des Spiels an nichts mehr erinnern und sind nicht einmal dazu im Stande, überhaupt etwas zu sagen. Eure Aufgabe ist es nun, Hinweise und Anknüpfpunkte zu suchen, dank denen sich Stück für Stück Bruchteile der Geschichte rekonstruieren lassen.

Beispiel: Ihr erfahrt, dass ein Patient während seiner Verhaftung ein bestimmtes Wort mehrmals wiederholte. Dieses Wort an sich wäre schon ein guter Anhaltspunkt, um den Patienten damit zu konfrontieren. Aber das alleine reicht noch nicht ganz: Da der Patient beim bloßen Sagen des Wortes nicht reagiert, hilft es vielleicht, wenn er es auf einem Stück Papier liest.

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