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Test - Sacred 2 : Monsterhatz mit Hindernissen

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Andere Fehler sind eher spielerischer Natur und mit die unschönsten im Programm. So passierte es uns zweimal, dass ein Gegner nicht mehr als solcher erkannt wurde und deshalb nicht angreifbar war, während er selber munter weiter auf uns einprügeln durfte. In einem anderen Fall konzentrierte sich der dicke Endgegner auf die NPC-Kämpfer, welche unbesiegbar zu sein schienen. Zwar verloren sie immer wieder Lebensenergie, doch diese regenerierte sich ganz brav, bevor sie sich dem Ende zuneigte. Dazu gesellte sich eine Hand voll Abstürze, welche oft bei Beendigung einer Spielsession auftraten (erträglich) oder selten beim Anklicken eines Gesprächspartners passierten (unverzeihlich).

Der Autor dieser Zeilen hat ein unvergleichliches Faible für Spielmusik und so ist es nicht verwunderlich, dass er dem aufwändigen Soundtrack von Sacred 2 seinen Tribut zollen möchte. Besonders auffällig ist die Kampfmusik, welche für jeden der sechs Charaktere aus eigenen Stücken besteht. Zudem gefallen die ruhigen wie atmosphärischen Städtethemen. Doch auch hier schlägt der Bug-Teufel zu, denn manchmal tönt eine Melodie ununterbrochen weiter, obwohl die dafür passende Spielsituation längst vorbei ist. Meist helfen dann nur ein Abbruch und ein Neustart des Spielstandes.

"Hätte ich doch bloß auf meine Mutter gehört"

Besonders misslungen ist die Sprachausgabe, wobei dies ausnahmsweise nicht an einer mangelhaften Qualität der Synchronisation liegt, sondern an der Art der gesprochenen Texte. Skelette quäken wie Comic-Figuren der Marke "Slapstick". Lasst den Schattenkrieger kurz alleine und er beschwert sich, der Spieler sei wohl gerade "AFK". Viele der fast durchweg platten Phrasen wiederholen sich schnell, was bei einem Kampf gegen gut hundert Gegner des gleichen Typs unerträglich werden kann.

Allgemein waren sich die Entwickler wohl nicht sicher, ob Sacred 2 nun atmosphärisch oder lustig sein soll. Herausgekommen ist ein halbgarer Mix, welcher zwischen heroischem Fantasy-Gefühl und lächerlicher Rollenspielparodie wechselt. Das Ganze wird durch den vielleicht nervtötendsten Bug im ganzen Spiel auf die Spitze getrieben: Manchmal wird eine Phrase mehrfach und ohne Atempause wiederholt.

Steuerung

Bei der Benutzerführung sammelt sich die größte Menge an netten Vorzügen und kleinen Mängeln. Versierte Action/Rollenspiel-Spieler bemängeln auf Anhieb die Entschlackung der Schnellanwahltasten: Je nach Charakterstufe könnt ihr maximal vier Waffen, vier Künste und sechs Tränke so ausrüsten, dass ihr sie per Tastendruck plus Mausklick auch schnell einsetzen dürft. Doch ist dies weniger eine Komfort- als eine Konzepteinschränkung: Der Spieler sollen auf die Schnelle absichtlich nur wenige Möglichkeiten parat haben, damit er nicht zu übermächtig wird. Weil der Schwierigkeitsgrad, wie oben beschrieben, eher in Richtung zu leicht als zu schwer tendiert, erscheint diese Entscheidung sogar sinnvoll.

Weniger lustig sind hingegen das Inventar und die ständige Durchsucherei, ob und, wenn ja, welche der gesammelten Rüstungsstücke besser sind als jene, die euer Held am Leibe trägt. Eine Automatikfunktion, welche groben Richtlinien nach eine Kombination der besten Teile vorschlägt, fehlt leider. Dafür haben die Designer an Kleinigkeiten gedacht, welche mitten im Kampf sehr hilfreich sind.

Beispiel: Wenn ihr versehentlich eure ausgerüstete Waffe ablegt und sofort wieder aufnehmt, dann sitzt sie gleich wieder im richtigen Waffen-Slot. Auch die Idee mit den Kombos ist pfiffig und kann durchaus von Nutzen sein. Auf der anderen Seite entpuppt sich der manuelle Wechsel einer Kunst zur anderen als leicht fummelig, speziell wenn ihr Schnellanwahltasten nicht mögt und lieber das Anklicken von Icons bevorzugt. Richtig frech mutet noch das Fehlen einer echten Pause-Option an. Egal, welches Menü ihr auch anklickt, im Hintergrund läuft das Spiel einfach weiter.

Multiplayer mit Startschwierigkeiten

Ein Spiel wie Sacred 2 schreit geradezu nach Multiplayer-Support. Ihr könnt mit eurem Charakter in den Koop-Modus übergehen und mit insgesamt fünf Mann/Frau gemeinsam am Fortschritt der Kampagne arbeiten. Allerdings wird der Fortschritt eines einzelnen Spielers nur dann angerechnet, wenn er an einem Punkt des Koop-Matchs einsteigt, den er zuvor bereits erreicht hat.

Zusätzlich könnt ihr euch in einem freien Spiel mit bis zu sechzehn Spielern austoben und euch obendrein per optionalen PvP-Modus mit euren Kontrahenten prügeln. Das alles ergibt Sinn aufgrund der offenen Spielfläche und der vielen kleinen, wenn auch generischen Quests. Allerdings ist die Welt fast schon zu groß für gerade mal sechzehn Mann, welche alle nach eigenem Gusto handeln. Deshalb entpuppt sich spontan der Koop-Modus als die beste der drei Varianten.

Nun fehlt nur noch der Unterschied zwischen den beiden Server-Typen, namentlich dem ClosedNet und dem OpenNet. Beim ClosedNet müsst ihr mit einem extra für den Multiplayer-Modus generierten Charakter spielen, dessen Daten auf den Computern von Entwickler Ascaron gespeichert werden. Entsprechend spielt ihr auch nur über diese Server, was letztendlich den Vorteil hat, dass Cheater nicht mit manipulierten Charakteren antreten können. OpenNet hingegen bezeichnet ein Spiel über einen beliebigen Server, auf dem sogar die Singleplayer-Charaktere eingesetzt werden dürfen. Allerdings ist hier die Gefahr nicht auszuschließen, dass ihr eben gegen Cheater spielt.

Leider ist das System zum jetzigen Zeitpunkt alles andere als narrensicher. Die Anzahl der Bugs scheint im Multiplayer bedeutend höher als im Singleplayer. So wimmelt es in den offiziellen Foren nur so von Spielern, die über viele Probleme klagen. Am schwerwiegendsten sind nicht korrekt gespeicherte Spieldaten und Lags im ClosedNet, welche die Spielbarkeit stark beeinflussen. Letzteres plagte auch uns: Angriffsbefehle wurden ständig abgebrochen oder gar nicht erst registriert. Natürlich arbeitet Ascaron an diesen Problemen und möchte schnellstmöglich für Abhilfe sorgen. Doch derzeit ist der Multiplayer-Modus von Sacred 2 nur eingeschränkt empfehlenswert.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
So viel Spiel und doch so wenig Abwechslung. Da habe ich eine epische Spielwelt vor Augen, darf zwischen wirklich unterschiedlichen Charakteren wählen und werde von Künsten, Waffen sowie Rüstungen geradezu erschlagen. Doch beim Spieldesign fiel den Entwicklern nicht mehr ein als “Laufe, töte, sammle!“, wobei ich im schlimmsten Fall von A nach B und gleich wieder zurückgeschickt werde. Die Spielbarkeit ist toll, die Geschichte interessiert mich dank Inszenierung der Marke “megalieblos“ überhaupt nicht. Die Musik ist sehr gut komponiert, die Sprachausgabe aber tötet viel Atmosphäre. Einige Bugs betrachte ich als Erbsenzählerei und ein Gothic 3 war diesbezüglich sicherlich schlimmer, aber lobenswert ist die Arbeit der QA-Abteilung bestimmt nicht. Sacred 2 macht auf Anhieb Laune und hat mich auch für einige Stunden gefesselt. Nur auf Dauer ist mir das Prozedere trotz Charakterunterschieden zu monoton. Denn egal, ob Story, Monster oder Aufträge: Es wirkt alles austauschbar. (Andreas Altenheimer) Zweitfazit: War Sacred seinerzeit noch eine echte Überraschung, so setzt Sacred 2 im Grunde nur die Prinzipien des Vorgängers konsequent fort. Leider bezieht sich das nicht nur auf das Gameplay und Konzept, sondern ebenso auf die Schwächen und Bugs. Was mich allerdings am meisten stört, ist, dass der Spieler mehr oder minder konzeptlos mit Inhalten bombardiert wird. Die Story gerät vollends in den Hintergrund, die Masse der Quests beeindruckt lediglich durch Einfallslosigkeit. Die Gebiete sind groß, sehr groß, aber nach einiger Zeit wartet man sehnsüchtig auf den hoffentlich folgenden Wechsel in eine andere Zone. Und spätestens nach dem gefühlt 5.000sten erlegten Kobold kann man die Viecher einfach nicht mehr sehen. Spaß macht das Ganze irgendwie schon, nur etwas weniger Größe und dafür etwas mehr Abwechslung hätten dem Spiel nicht geschadet. (Andreas Philipp)

Überblick

Pro

  • leicht-lockere Spielbarkeit
  • riesige Spielwelt
  • sechs extrem unterschiedliche Spielcharaktere
  • massenweise Waffen und Rüstungsobjekte
  • wunderschöne Grafik
  • stellenweise hervorragend komponierte Musik

Contra

  • völlig uninteressante Story
  • Spieldesign wenig abwechslungsreich
  • anfangs wählbare Schwierigkeitsgrade zu leicht
  • kleinere Grafik-Bugs
  • nervige Sound-Bugs
  • weitere Bugs, die das Spielgeschehen unschön beeinflussen können
  • Multiplayer mit Kinderkrankheiten

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