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Special - Kommentar: Next Generation Portable : Den Finger in die Wunde gelegt

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Da ist sie. Die PlayStation Portable 2. Oder Next Generation Portable, wie der Codename des Handhelds offiziell lautet. In Japan hat Sony blankgezogen und alle Einzelheiten zu dem hochtechnisierten Stück Plastik offengelegt. Wiederholt sich die Geschichte der PSP? Oder steckt das NGP die dreidimensionale Nintendo-Konkurrenz dieses Mal locker in die Tasche?

Rückblende: Als die PlayStation Portable und der DS vorgestellt wurden, hagelte es Hohn und Spott für Nintendo. Von schnörkellosem Design keine Spur, stattdessen billig anmutendes Plastik in Sci-Fi-Verpackung. Eine Grafik, die der PSP mindestens eine Generation hinterherhinkt. Und Spiele, die lange nicht so komplex sind. Sonys Handheld dagegen wurde von allen Seiten umschmachtet, bejubelt und in den Himmel gelobt.

Déjà-vu?

 

Das Resümee nach fünf Jahren: 65 Millionen verkaufte PSPs stehen 143 Millionen verkauften DS gegenüber. Für Sonys Erstling in dem Segment immer noch beeindruckende Zahlen, aber nicht der prognostizierte Über-Erfolg. Jetzt, sechs Jahre nach DS und PSP, scheint sich dieses Szenario zu wiederholen. Schlimmer noch: Mehr als vielen Experten und Analysten 2005 bewusst war, liegt der Fokus bei portablen Spielgeräten für die Kunden auf kurzweiligem Spielspaß zwischen Bus und U-Bahn. Apples iPod touch, iPhone und iPad haben es bewiesen.

 

 

Bei Sony hat man das Segment der "mobilen Core-Gamer" nun aber offenbar wieder als Nische ausgemacht, anders kann man sich die Ankündigung der Next Generation Portable nicht erklären. Wie einst die PSP ist sie vor allem ein beeindruckendes Hardware-Gerät. Ein ARM-Prozessor mit vier Kernen und bis zu 1,5 GHz übertreffen die 222 MHz des Vorgängers um Längen. Die Grafikeinheit PowerVR SGX543MP4+ mit ebenfalls vier Kernen erlaubt bei einer Taktfrequenz von 200 MHz bis zu 133 Millionen Polygone pro Sekunde und Füllraten von mehr als vier Gigapixeln pro Sekunde - und ist damit vier Mal schneller als die Grafikeinheit in der aktuellen PSP.

 

Vollgestopft bis oben hin

Und Sony hat auf die Wünsche der Daddeljunkies reagiert: zwei Analog-Sticks, ein Touchscreen und sogar ein Touchpad auf dem Rücken. Hinzu kommen 3G, WLAN und GPS. So ziemlich alles, was technisch derzeit möglich ist, steckt Sony an den Handheld ran oder in den Handheld rein. Das hat seinen Preis - in zweierlei Hinsicht. Finanziell muss er im Segment von 300 bis 400 Euro bleiben, mehr ist für die Zielgruppe nicht im Sparschwein. Das bedeutet dicke Verluste für Sony, wenn man die aktuellen Preise für nicht mal annähernd so leistungsstarke Smartphones zum Vergleich heranzieht. Unter 600 Euro geht da nämlich oft nicht viel. Anders als HTC, Samsung, Motorola und andere Hersteller kann Sony seinen Handheld durch den Spieleverkauf immerhin querfinanzieren.

Die technischen Spezifikationen der Next Generation Portable
  • CPU: ARM Cortex A9 (Quad-Core)
  • GPU: SGX543MP4+
  • Größe: ca. 182,0 x 18,6 x 83,5 mm
  • Bildschirm: 5 Zoll (16:9), 960 x 544, ca. 16 Mio. Farben, OLED
  • rückseitiges Touchpad auf der Rückseite
  • Kamera auf Vorder- und Rückseite
  • Stereolautsprecher
  • Mikrofon
  • Sensoren: Six-Axis-System (3-Achsen-Gyroskop, 3-Achsen-Beschleunigungssensor), elektronischer Kompass (3-Achsen), GPS
  • WLAN: IEEE 802.11b/g/n
  • Bluetooth: 2.1+EDR (A2DP/AVRCP/HSP)
  • Knöpfe: Ein-Aus-Schalter, PlayStation, Steuerkreuz, Aktionstasten Dreieck, Kreis, Kreuz und Quadrat, Schulterknöpfe R1 und L1, zwei Analog-Sticks, Lautstärkeregler, Start, Select

Der Preis für die Leistung ist aber vor allem die Größe des Geräts. Schon das Original war nicht gerade ein handlicher Begleiter. Und das NGP setzt mit seinem fünf Zoll großen OLED-Bildschirm noch mal eins drauf. In der Breite ist es nur ganze zwei Zentimeter kürzer als das gefloppte Monster GameGear. Einer der Gründe für den Misserfolg des Sega-Handhelds damals? Die Akkulaufzeit mit satten sechs Batterien war mit vier bis fünf Stunden unterirdisch. Nintendos Game Boy schluckte nicht nur zwei Batterien weniger, sondern hatte mit etwa 14 Stunden auch wesentlich länger Saft. Und genau das könnte beim NGP wieder zum Problem werden.

Wo ist die nächste Steckdose?

Schon bei den fünf Stunden des Nintendo 3DS im 3-D-Betrieb machte sich Ernüchterung breit. Wie lange wird da erst die technisch überlegene, Strom wie ein Scheunendrescher schluckende Sony-Hardware durchhalten? Dass sich die Japaner dazu bis dato nicht geäußert haben, ist jedenfalls kein gutes Zeichen. Denn die Kritik an der PlayStation Portable mit schlimmstenfalls etwa zwei bis drei Stunden Akkulaufzeit ist ihnen mit Sicherheit bewusst. Viel längeres Zocken wird mit dem NGP deshalb wohl auch nicht möglich sein.

Erschwerend kommt hinzu, dass Nintendo einen echten Frühstart hinlegt. Während ab März die ganze Welt unterwegs 3-D-Spiele ohne Brille daddeln kann, kommt Sony mit seinem Handheld erst Ende des Jahres auf den Markt - und dann ganz ohne dreidimensionale Effekte. Ob sich die Technologie nun durchsetzt oder nicht, ist (noch) offen. Aber es liegt schon wieder das Gefühl in der Luft, dass Sony nach dem Touchscreen nun auch 3-D verschläft.

Spannung, Spiel und Spaß

Über den Erfolg entscheidet letztlich aber das spielbare Material. Wie Nintendo hat Sony alle seine bekannten Marken im Schlepptau: Ob Uncharted, Killzone, LittleBigPlanet oder WipeOut, die Namen sind groß und sollen mit ihren Umsetzungen an der grafischen Qualität der PlayStation 3 kratzen.

Aber gerade Sony kneift bei der Vorstellung seiner Produkte gerne mal zwei Augen zu, wenn es um die Wahrheit der Aussagen geht. Wer erinnert sich nicht an die Vorstellung von Gran Turismo Mobile auf der E3 2004? Von dem beeindruckenden Video ist das Endprodukt, das dann auch erst fünf Jahre später erschien, weit entfernt. All die Software wird nun immerhin nicht mehr auf die unhandliche, kratzeranfällige UMD gepresst, sondern auf kleinen Flash-Speicherkarten abgelegt. Gleichzeitig sollen diese noch genügend Platz bieten, um Speicherstände und Zusatzinhalte zu schlucken.

Die Krisensitzung

Jens und Michi liefern sich in unserer Kolumne eine hitzige Debatte um den Vorgänger der Next Generation Portable. Warum Michi seine PlayStation Portable so liebt und Jens sturer Verfechter des iPods ist, könnt ihr in unserem Artikel nachlesen.

 

Einschätzung

Eine Vorhersage bezüglich Erfolg oder Misserfolg der Next Generation Portable zu treffen, ist mit dem Hintergrund der Entwicklung von PSP und DS denkbar schwierig. Es ist definitiv ein beeindruckendes Stück Hardware, das bei der Leistung alles derzeit Erhältliche in diesem Segment mühelos in den Schatten stellt - das war zu erwarten.

Aber die Skepsis ist unzweifelhaft groß, ob das allein reicht. Preis, Größe und Akkulaufzeit sind bei Handhelds entscheidende Faktoren, und genau in diesen Punkten wird der Nintendo 3DS vermutlich erneut die Nase vorn haben. Und ob komplexe, langwierige und teure Spiele in Zeiten, in denen sich ein Angry Birds für 79 Cent 50 Millionen Mal verkauft, eine Chance auf dem umsatzträchtigen Markt haben, wird sich zeigen müssen. Zumindest die Vergangenheit ist nicht auf Sonys Seite.

Alle Bilder der Next Generation Portable findet ihr in unserer Galerie.

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