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Special - Traumjobs und Kreativdrohnen : Rädchen im Getriebe

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    Doch die Wahrheit ist, dass sich viele Studios und Hersteller so komfortabel und wohnlich einrichten, weil sie möchten, dass ihre Mitarbeiter buchstäblich im Büro LEBEN! Fehlen nur noch die Pritsche unter dem Bett und das persönliche Badezimmer, damit man nie wieder heimmuss. Ein besonders luxuriöses Arbeitsumfeld ist nicht selten ein Indiz für extreme Arbeitszeiten beziehungsweise dafür, dass der Brötchengeber (oft unbezahlte) Überstunden für normal befindet.

    Entwicklungssklaven

    Nicht wenige verabschieden sich vom Traum "Games-Branche", sobald sie sich diese Realität vergegenwärtigt haben. Und nicht selten geistern Horrormeldungen durch die Presse, die vom tragischen Schicksal der "Entwicklungssklaven" berichten. Von legebatterieartigen Büros und cholerischen Kreativdirektoren liest man da. Von egomanisch-perfektionistischen Studiobossen, menschenunwürdiger Behandlung, Hire-and-Fire-Mentalität mit Kurzzeit-Arbeitsverträgen – und für all das gibt es nur 3,95 Dollar plus einen feuchten Handschlag im Jahr.

    In Deutschland werden Spieleschaffende durch das Arbeitnehmerrecht vor den schlimmsten Auswüchsen dieses Gruselszenarios geschützt. Einer von vielen Gründen dafür übrigens, dass sich unsere heimische Entwicklerlandschaft so schwer damit tut, zu internationalen Größen aufzuschließen. Verspielte Arbeitsplätze in Deutschland sind schlicht zu teuer und für den Arbeitgeber mit großen Risiken behaftet. Darum setzt man hierzulande für das "Abfedern von Produktionsspitzen" besonders gerne auf arbeitswütige Freelancer – denn deren kreative Liebesdienste gibt es auch ohne Vertrag.

    Außerdem sind Nacht- und Wochenendarbeit bei Kleinselbstständigen Usus. Die erledigen auch dann noch ihre Aufgaben, ohne zu meckern, wenn ein Angestellter längst mit dem Arbeitsgericht droht oder der Kündigung wedelt. Dahinter steckt übrigens nicht zwangsläufig die nackte Gier, sondern vielmehr eine schlichte Wahrheit: Ohne Angestellte oder Zuarbeiter, denen man ein massives Überstundenpensum abverlangen kann, sind Produkte mit den nötigen Qualitätsstandards kaum noch zu stemmen.

    Schweiß, Blut und Tränen

    Wir als Spieler können nicht lauthals nach immer performanteren, flüssigeren, größeren sowie schöneren Spielen mit weniger Bugs brüllen und dann die Nase rümpfen, wenn wir wieder mal von den furchtbaren Arbeitsbedingungen bei Entwickler XY hören. Und dabei naiv glauben, all die Pracht, die wir so selbstverständlich inhalieren, käme ohne einen Preis. Fakt ist: Für die hohen "Production-Values", die wir alle so sehr schätzen, muss irgendjemand schwitzen, bluten und heulen.


    Ohne Stärkung geht es nicht

    Natürlich muss all das seine Grenzen haben: Wer dermaßen traktiert wird, dass er seinen Job und eine ganze Branche zu verachten beginnt, der kann nicht weiterhin kreativ sein. In der Regel gilt: Wenigstens ein Faktor des betreffenden Beschäftigungsverhältnisses muss überragend gut sein, um den restlichen "Mist" zu kompensieren. Wer zum Beispiel schlecht bezahlt wird und viele Überstunden schiebt, der möchte zumindest persönliche Wertschätzung erfahren und in einem angenehmen Umfeld ackern.

    Umgekehrt gilt: Wird man während der besagten Überstunden von allen Seiten getreten, dann muss man sich dafür auf den Kontostand am Monatsanfang freuen dürfen – und zum Beispiel über die schicke Wohnung, die man sich damit leisten kann (auch wenn man sie nur selten sieht). Wer weder gut bezahlt noch nett behandelt wird, der sucht seinen Ausgleich im Privatleben – das heißt, er muss pünktlich Feierabend und reichlich Urlaub bekommen, um sich wieder motivieren und seine Akkus aufladen zu können.

    Denn mal ehrlich: Probleme mit Vorgesetzten, Kollegen, Überstunden oder vermeintlich unmöglichen Aufgabenstellungen gibt es überall. Stress ist branchenunabhängig, ebenso wie der übliche Bürotratsch, der fanatische Hass auf den Boss oder Grüppchenbildung. Wer Bewertungsportale wie Kununu frequentiert, um sich über einen potenziellen neuen Arbeitgeber zu informieren, der stößt in der Games-Branche auf einige mutmaßliche Flops.

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