Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Special - Grand Theft Auto V – Gastkommentar : Gewalt, Sucht, Kinder und Lehrer

  • PS3
  • X360
Von  |  |  | Kommentieren

Ich war schon mal in L. A. und habe eine Kalifornien-Rundreise gemacht. Ich finde, dass das Flair der Stadt unheimlich gut eingefangen wurde. An manchen Orten verweile ich und blicke mich um, erinnere mich an das echte Stadtbild, erkenne Parallelen. Ich habe mir fest vorgenommen, zumindest hermeneutisch zu klären, was GTA V über die postmoderne Gesellschaft aussagt. Die Kinder sollen begreifen, dass der Hang zu mehr Gewalt in den Medien sehr direkt mit ihrem Leben zu tun hat. Action-Filme sind das Spiegelbild der Gesellschaft, hat mal einer gesagt. Und wenn wir einen Blick auf die Historie von James Bond werfen und uns die Action-Filme anschauen, die derzeit laufen, dann war der Kerl ein Genie.

So, nun ist es auch mit mir durchgegangen. Ich persönlich hätte auf die GTA-Folterszene verzichten können. Mich stört eher, dass die Kinder so leicht an das Spiel rankommen und sie etwas anderes daraus mitnehmen als ich. Klar macht es mir auch Spaß, mal Dampf abzulassen, virtuell herumzurasen, aber ich genieße auch die Anspielungen auf unser aller Leben. Eins steht fest: Manche Dinge muss man selber erleben, man kann nicht darüber lesen oder es erklärt bekommen. Es ist vielleicht hilfreich, weil es einen dann nicht so umhaut, wenn die Situation einmal kommt. Und deswegen ist GTA V nun mal nichts für Kinder. Sie haben noch keine Sinnkrise erlebt, und das sollen sie auch lange Zeit nicht! Wie sollen sie das Dilemma des Michael [De Santa aus Grand Theft Auto V, Anm. d. Red.] verstehen? Definitiv eine pädagogische Herausforderung.

Oder wie mein Papa immer sagt:

Ein System aus dem 19. Jahrhundert mit Lehrern aus dem 20. Jahrhundert unterrichtet Kinder aus dem 21. Jahrhundert mit Eltern aus dem 21. Jahrhundert, die so wenig über Technik wissen wie niemals zuvor und dennoch die militanteste Elterngeneration sind, die es jemals gab. Das kann niemals klappen.

Noch ein kleiner Seitenhieb: Acht von zehn Kindern haben mehr und teurere Gadgets als ich. Ich gönne sie ihnen, aber ich habe Angst, dass sie sich das in zehn Jahren einfach nicht mehr leisten können. Vieles davon ist jetzt schon auf Pump gekauft. Auch haben sie seltsame Vorstellungen, die mit Geld zu tun haben. 30 Euro für ein Vertragssmartphone, das ist für sie normal. Ich bin, glaube ich, der Einzige im Klassenraum, der ein altes Galaxy SII hat und nur ein Asus Memo Pad FHD 10, der aber trotzdem ein iPhone reparieren könnte und es nicht einfach wegwirft, nur weil das Display gerissen ist. Diese Verschwendungssucht macht mich sauer, aber meistens sind es auch die Eltern, die ganz besonders dickköpfig sind und deren Kinder kleine Prinzen sind, die alles dürfen.

Bevor ein falscher Eindruck entsteht: Ich liebe meinen Beruf und ich nehme niemals etwas persönlich. Meistens haben die Kinder kein Problem mit dem Lehrer, sondern irgendetwas anderes bedrückt sie und ich bin dann eben mal das Ventil. Im Einzelgespräch erkenne ich meistens, dass sie sich nach ernsthafter Kommunikation mit einem Erwachsenen sehnen. Daheim ist ja niemand, da beide Eltern Vollzeit arbeiten, um den vollkommen übertriebenen Lebensstandard der postmodernen Durchschnittsfamilie zu finanzieren. GTA V lässt grüßen.

Könnte dichinteressieren

Kommentarezum Artikel