Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Gran Turismo 6 : Aus Liebe zum Automobil

  • PS3
Von  |  |  | Kommentieren

Ernüchterung macht sich breit, wenn die eigentliche Herausforderung darin besteht, als Letzter oder Vorletzter beim fliegenden Start den Rückstand auf die anderen aufzuholen. Ihr selbst seid sozusagen der Einzige, der eurem Sieg in die Quere kommen kann. Alle anderen, vom Computer gesteuerten Rennfahrer drehen einsam ihre Runden. Sie nehmen euch kaum wahr. Vielleicht muss man sich einfach damit abfinden, dass der "Real Driving Simulator" eben kein "Racing Simulator" ist.

Auf historischen Pfaden

Da ist es erfreulich, dass beim Rahmenprogramm Abwechslung großgeschrieben wird. In den Kaffeepausen erwarten euch interessante Herausforderungen: Mal müsst ihr in einer Arena möglichst zügig eine feste Anzahl an Verkehrshüten umfahren, mal mit einem Liter Sprit so weit wie möglich kommen. Gerade Letzteres nutzt nicht nur auf interessante Art die realistischen Elemente der Rennsimulation, sondern macht daraus auch taktische und spannende Fahrten, da es nicht einfach nur darum geht, stur auf das Gaspedal zu treten.

Gran Turismo 6 - Opening Video
In diesem Video könnt ihr euch die Eröffnungssequenz des neu veröffentlichten Gran Turismo 6 zu Gemüte führen.

Ihr werdet öfters zu speziellen Veranstaltungen eingeladen. Zum Beispiel zum Goodwood Festival of Speed. Hier nehmt ihr an Renn-Events teil und dürft dabei schicke Oldtimer sowie exotische Flitzer steuern. Abgefahrener ist aber der Ausflug zum Mond, bei dem ihr mit einem Mondfahrzeug den Erdtrabanten erkundet. Trotz der netten Physikspielereien wirkt dieser Trip eher etwas fehl am Platz. Derzeit lässt übrigens der B-Spec-Modus noch auf sich warten, der euch in die Position des Renn-Coachs versetzt. Aber der soll in Zukunft mit einem Update hinzugefügt werden. Einen Online-Modus gibt es ebenfalls, den konnten wir zum Testzeitpunkt aber leider noch nicht ausführlich unter die Lupe nehmen.

Schaden, Tränen und Stürme

Ein richtig dickes Plus sind das dynamische Wetter sowie der Tag- und Nachtwechsel. Nicht nur die realistische Umsetzung ist gelungen, es verändert auch die Dynamik der Rennen. Besonders bei starkem Regen wird eure Sicht durch die Gischt stark beeinflusst. Und wenn die Sonne langsam über der Nordschleife untergeht, wird es fast schon romantisch. Zwar sind die Wetterkapriolen nicht auf jeder der 37 Strecken verfügbar, aber auch da soll ein zukünftiger Patch Abhilfe schaffen

Während also das Wetter Einzug in die Gran-Turismo-Welt hält, hat sich das Schadensmodell anscheinend klangheimlich aus dem Staub gemacht. Zwar bekommen die Rennwagen zarte Beulen und werden etwas schmutzig, Einfluss auf die Bedienung haben Karambolagen mit dem restlichen Fahrerfeld oder der Streckenbegrenzung jedoch nicht. Bedauerlich, schließlich geht damit ein wichtiger Aspekt einer Rennsimulation verloren. Auch wenn man zugeben muss, dass das Schadensmodell im Vorgänger alles andere als ausgereift war.

Es ist den Entwicklern und Entwicklerinnen von Polyphony Digital hoch anzurechnen, was sie technisch aus der PlayStation 3 herausholen. Abgesehen von den teilweise enttäuschenden Fahrzeugmodellen ist Gran Turismo 6 visuell in bestechender Form. Die Strecken sehen fantastisch aus und werden gerade in den hervorragenden Wiederholungen toll in Szene gesetzt. Zwar zerreißt es manchmal das Bild, was etwas unschön ist, und die Bildrate geht dezent in die Knie, aber das ist alles halb so wild.

Fazit

Christian Kurowski - Portraitvon Christian Kurowski

Es ist die alte Frage nach dem Umfang. Wird ein Spiel besser, wenn es viel bietet? Unter diesem Gesichtspunkt ist Gran Turismo 6 der König der Rennsimulationen. Mit 1200 Autos und 37 Strecken wird euch garantiert nicht so schnell langweilig. Auch die Abwechslung macht Freude, gerade die Kaffeepausen sind gelungen und interessant. Technisch holt der "Real Driving Simulator" noch einmal alles aus der PlayStation 3 heraus. Gerade das neu eingeführte Wettersystem und der hübsche Tag- und Nachtwechsel sind Neuerungen, die das Spiel deutlich aufwerten und von der Konkurrenz abheben. Trotzdem verschleppt Gran Turismo alte Lasten in die sechste Version. Zwei verschiedene Qualitätsklassen beim Fuhrpark, das ist unschön, aber vielleicht verschmerzbar. Ärgerlicher ist da schon die lasche KI des Fahrerfelds. Es raubt den Rennen den Spaß, wenn sich die Gegner kaum zur Wehr setzen. Eine Drivatar-ähnliche Funktion wie bei Forza Motorsport 5 erwartet sicherlich niemand, dennoch gibt es im Bereich der künstlichen Intelligenz den größten Handlungsbedarf. Dicht gefolgt vom Schadensmodell, das komplett fehlt. Im Jahre 2013 ein Unding. So ist Gran Turismo 6 vielleicht das beste Gran Turismo aller Zeiten, aber nicht das beste Rennspiel. Denn wer eher auf spannendes Kräftemessen mit High-Speed-Boliden steht, wird unter Umständen nicht vollends zufriedengestellt. GT6 richtet sich an diejenigen, die am sonnigen Wochenende ihr Auto mit der Hand waschen und anschließend mit viel Liebe polieren.

Überblick

Pro

  • 1200 Autos
  • schicke Premiumfahrzeuge
  • viele Strecken
  • abwechslungsreiche Herausforderungen
  • fantastisches Wettersystem
  • toller Tag- und Nachtwechsel
  • realistische Fahrphysik

Contra

  • hässliche Standardmodelle
  • kein Schadenssystem
  • schwachbrüstige Motorengeräusche
  • lahme KI-Fahrer
  • B-Spec-Modus fehlt noch
  • lange Ladezeiten

Könnte dichinteressieren

Kommentarezum Artikel