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Test - Gothic 3 : Gothic 3

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Fast wie im richtigen Fantasy-Leben

Die wohl größte Stärke des Spieles ist die Darstellung der Spielwelt selbst. In keinem anderen Rollenspiel gibt es dermaßen authentisch und glaubwürdig wirkende Umgebungen, die vor Leben nur so strotzen. Dagegen wirken die ebenfalls sehr ansehnlichen Umgebungen von 'Oblivion' regelrecht steril. Spätestens wenn ihr aus dem Wald mit schicken Bodentexturen und animierter und gut aussehender Vegetation auf eine offene Ebene mit wogendem Gras tretet, auf der Büffelherden grasen, Kaninchen am Wegesrand entlanghoppeln oder eine Schlange durchs Gras huscht, während im Hintergrund von einer Klippe ein Wasserfall sich in den Fluss ergießt, kann man einfach nur noch staunend dastehen. Ganz großes Kino! Ebenso gut wie die Umgebungen ist auch die detaillierte Darstellung der Charaktere, auch wenn fehlerhafte Animationen, sporadische Grafik-Bugs, Texturflimmern, unzählige Clipping- und Kollisionsfehler immer wieder mal den guten Gesamteindruck trüben. Die Sichtweite für Details ist nicht gerade berauschend hoch, weiter im Hintergrund wird stark weichgezeichnet und mit Tiefenunschärfe gearbeitet, um die Performance im Rahmen zu halten.

Die volle Grafikpracht hat ihren Preis. Wer 'Gothic 3' in maximalen Details und höchster Auflösung genießen will, der braucht einen nagelneuen High-End-Rechner. Auf unserem Testrechner (Pentium 3.2 GHz, 2 GB RAM, GeForce 7900GT) lief das Spiel bei 1280x1024 nicht gerade flüssig. Die Framerate konnte zu keiner Zeit befriedigende Werte erreichen und vor allem beim Nachladen der Umgebungen im Hintergrund kommt es zu kräftigen Slowdowns. Glücklicherweise gibt es reichlich Einstellungen zur Anpassung der erforderlichen Leistung, ein altes Schätzchen solltet ihr dennoch nicht unter dem Tisch stehen haben. Was hilfreich ist, ist Arbeitsspeicher, und zwar reichlich davon. Alles oberhalb der 1-GB-Grenze bringt spürbare Verbesserung.

Die Soundkulisse bietet im Großen und Ganzen Grund zur Freude. Die Dialoge wurden allesamt mit sehr guter Sprachausgabe unterlegt, lediglich bei nicht relevanten NPCs gibt es mal sich wiederholende Sprüche. Schade nur, dass die an sich tolle, wenn auch zu häufig wiederholte Hintergrundmusik dazu neigt, gerade mitten im Gespräch den Höhepunkt zu erreichen, und damit nicht selten dafür sorgt, dass man den einen oder anderen Satz verpasst. Kampf- und Umgebungsgeräusche gehen insgesamt in Ordnung, auch wenn hier und da mal Umgebungs- und Kreaturensounds zu fehlen scheinen oder nicht sauber implementiert wurden.

Käferplage in 'Gothic 3'?

Kommen wir abschließend zum heiß diskutierten Thema Bugs – und da gibt es sicherlich Nachholbedarf seitens der Entwickler. Die Palette zieht sich durch von technischen Mängeln, wie Kollisions- oder Clipping-Fehler und Texturflimmern, über Wegfindungs-Fehler bis hin zu größeren Logikfehlern und nicht lösbaren Quests. So halten die Orks beispielsweise in Kap Dun einen Paladin gefangen, der dort munter mit Schwert und Rüstung in seiner Zelle sitzt – was einen nachdenklich macht im Hinblick auf das Denkvermögen von Orks. Im Rahmen der Questreihe kann man mit ihm einen Aufstand starten, der in der Form abläuft, dass der voll bewaffnete Paladin einfach, die Wachen ignorierend, aus dem Haus rennt ohne Reaktion der umstehenden Orks, ins Dorf hinunterläuft und dort schlussendlich dank eines Wegfindungs-Bugs von einer Schuppenwand zur nächsten rennt. Immerhin wurden nach erstem Augenschein mit dem gerade erschienenen Patch zumindest die meisten Quest-Bugs gefixt und einige KI-Fehler behoben, dafür sprang uns aber schon in der ersten Minute ein neuer Grafikfehler ins Auge.

Solche Macken ziehen sich leider durch viele Bereiche des Spieles, zwar selten spielbehindernd, dafür aber umso ärgerlicher, weil an sich offensichtlich und unnötig. Wesentlich lästiger waren sporadische Abstürze beim Abspeichern des Spieles inklusive defekter Spielstände. Oft kam das zwar nicht vor, aber wenn, dann ist der nächste Biss in die Tischkante fällig, insbesondere wenn man zu den Wenig-Speicherern gehört und einige Stunden Gameplay für die Katz waren.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Es ist wirklich nicht leicht, 'Gothic 3' fair und angemessen zu bewerten. Auf der einen Seite steht eine grandiose und ungemein glaubwürdige Spielwelt mit gigantischen Ausmaßen, in der es viel zu entdecken gibt und die mit fantastischer Liebe zum Detail umgesetzt wurde. Auf der anderen Seite lauern zahlreiche technische und inhaltliche Bugs und Fehler, die eigentlich in einem fertigen Produkt nicht zu finden sein sollten und die sich zwar im Wesentlichen nicht spielbehindernd, aber dennoch sehr ärgerlich bemerkbar machen. Mittendrin steckt solides 'Gothic'-Gameplay mit sinnvollen Veränderungen, aber auch einigen Nachlässigkeiten. Im Grunde gefällt mir 'Gothic 3' in einigen Belangen deutlich besser als 'Oblivion', andere Dinge lassen mich vor Wut aufheulen und ich werde das Gefühl nicht los, dass Piranha Bytes sich diesmal doch etwas übernommen haben mit diesem technischen und inhaltlichen Schwergewicht.

Überblick

Pro

  • enorm glaubwürdige und umfangreiche Spielwelt
  • gelungene grafische Umsetzung
  • tolle Sprachausgabe
  • immense Handlungsfreiheit
  • zahllose Quests
  • gelungenes Faction-System
  • abwechslungsreiche und glaubwürdige Charaktere
  • Skillsystem mit vielen Freiheiten und Möglichkeiten

Contra

  • zahlreiche Bugs, KI-Aussetzer und Logikfehler
  • mageres Questlog
  • Abstürze beim Abspeichern
  • hohe Hardware-Anforderungen
  • schlechte Wegfindung der Gegner
  • schwache bzw. nicht vorhandene Gegner-KI
  • Kampfsystem teilweise unausgewogen

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