Test - FIFA 15 : Der alljährliche Familienbesuch steht an.

Anderes Beispiel: Während der ballführende Spieler sich alleine durch den Strafraum mogelt, dann neun Meter vor dem Tor frei zum Schuss kommt und verfehlt, wird darüber gefachsimpelt, dass man aus dieser Distanz nicht schießen sollte, sondern vielmehr einen Mannschaftskameraden zum Passspiel suchen muss. Positiv vermerken muss man, dass die neuen Kommentare oftmals triviales Wissen über Mannschaften oder Spieler vermitteln, was dem Spielfluss sehr zugutekommt und Spaß macht. Wir würden uns jedoch mehr Infos wünschen, die während des Spiels eingestreut werden. Das lockert auf und hebt die Stimmung.

Die KI funktioniert gut, gelegentliche Torhüteraussetzer sind allerdings dabei. Ebenso gibt es beim automatischen Wechsel von Spielern des Öfteren komische Vorschläge des Spiels, welcher Spieler denn nun der sei, den man unbedingt steuern sollte. Kleiner Tipp: Automatischen Spielerwechsel ausschalten.

"Das wird alles von den Medien hochsterilisiert!" - Bruno Labbadia

Fußballer stehen unter enormem Erfolgsdruck. Einige halten ihm nicht stand und knicken während ihrer Karriere ein. Die Medien spielen eine große Rolle bei Erfolg und Misserfolg von Spielern. Doch nicht in FIFA. In FIFA 15 sind die Karrieren sterile Orte des stumpfen Spielens einzelner Partien. Ohne große Emotionen, sei es bei Trainer- oder Spielerkarriere. Schlimmer noch: Während des Testens wurde uns beim Be-A-Pro-Spiel, also dem Steuern eines einzelnen Spielers, bereits nach wenigen Partien recht langweilig.

Der Grund ist simpel: Die Präsentation der Karriere ist eintönig und fad. Man erstellt seinen Spieler, sucht sich sein Team aus und – wird von diesem verliehen. Wieso? Wenn ich mir Borussia Dortmund als Mannschaft aussuche, dann will ich für Borussia Dortmund spielen und nicht für SK Rapid Wien oder Westham United. Nach einer Saison geht es aber meist zum Wunschverein. Mit Pech kommt es dann – wie bei uns im Test – zu einer Verletzung, man ist für einige Wochen oder Monate "arbeitsunfähig" und bekommt E-Mails vom Cheftrainer, „warum man denn so eine schlechte Leistung zeigt“

Wie eine gute Präsentation funktioniert, das zeigt die NBA2K-Serie. Dort gibt es geskriptete, also vorher festgelegte Ereignisse, aber die gesamte Karriere ist eher auf Geschichte und Aufbau ausgelegt als auf das simple Abspielen von Partien. Gerade hier hat FIFA 15 - wie die gesamte FIFA-Reihe - noch so viel Luft nach oben.

„Vielleicht liegt das Geheimnis unseres Erfolges darin, dass mich meine Spieler nicht verstehen!“ - Bernd Krauss

Eines der meistgespielten Features und eines der Kernelemente in FIFA 15 ist natürlich Ultimate Team. Als Trainer kauft man Spieler ein und stellt eine eigene Mannschaft ganz nach dem eigenen Geschmack zusammen. Neue Spieler gibt es durch FIFA-Pakete, die man gegen Goldmünzen (Spielwährung) oder FIFA-Points (Echtgeld) kaufen kann. In jedem Paket ist eine vorher angegebene Anzahl an Spielern oder Verbrauchsobjekte (Heilkarten, Kraftkarten etc.) enthalten. Sobald die erste Mannschaft steht, wirft man sich in Online-Turniere oder -Wettbewerbe, spielt Offline-Ligen und schaut auf dem Transfermarkt nach neuen Spielmachern.

Ein neues Feature hier ist das Spielerleihen. Mal ehrlich: Einen Messi hätte doch jeder gerne in seinem Team. Doch so einen Spieler zu bekommen ist entweder sehr zeit- oder kostenintensiv. Jetzt gibt es die Möglichkeit, ihn für eine bestimmte Anzahl an Partien auszuleihen und ihn auszuprobieren. Das ist sehr nett, gerade wenn man wegen Verletzungen oder nicht spielberechtigter Spieler eine Partie nicht spielen könnte – so muss der Kader nicht unnötig aufgefüllt werden.

Ebenfalls neu ist das Traumteam. Spieler, die man gerne in der Mannschaft hätte, können markiert werden und so wird der Traum vom Team nach und nach verwirklicht. Nicht die großartigste Neuerung, aber erwähnenswert, um den Überblick zu behalten. Generell macht Ultimate Team in FIFA 15 sehr viel Spaß, allerdings wird man sehen müssen, wie sich die Paketwahrscheinlichkeit von Spielern verhält und wie sich der Transfermarkt dort entwickelt.

Fazit

von Christian Gürnth

You'll never walk alone!

FIFA 15 ist ein tolles Gesamtpaket. Es gewinnt vor allem beim Gameplay, verliert aber durch einen nicht sonderlich motivierenden und wenig durchdachten Karrieremodus. Ultimate Team ist die digitale Fußballversion der Pokémon-Karten und hält selbst nach Stunden, Tagen und Wochen am Ball. Reduzieren wir die FIFA-Serie rein aufs Gameplay, ist FIFA 15 der derzeit beste FIFA-Teil!

Dass es in Sachen Verkaufszahlen an Pro Evolution Soccer 2015 vorbeizieht, das steht jetzt schon fest. Allerdings hat mich die gamescom-Version von PES 2015 spielerisch sehr überzeugt. Man wird dann nach der PES-Veröffentlichung wissen, ob und inwieweit FIFA 15 der Spielgefühlkönig ist und bleibt. Aktuell gibt es kein runderes und besseres Paket für Fußball-Fans, dennoch ist gerade bei der Karriere viel Platz nach oben.

Überblick

Pro

• grandioses Gameplay
• wuchtige Schüsse
• detaillierte Animationen
• tolles Zweikampfverhalten
• motivierendes Ultimate-Team-Feature
• famose Ball- und Spielerphysik
• dickes Gesamtpaket

Contra

• lahme Karriere
• Torhüteraussetzer
• automatisches Wechseln funktioniert gelegentlich suboptimal