Preview - Far Cry 3: Blood Dragon : Zu schlecht, um wahr zu sein?
- PS3
- X360
Laser und Neonlichter. Die Apokalypse der Apokalypse. Cyborgs, Mega-Shields und C400-Sprengstoff. Michael Biehn ist halb Mensch, halb Maschine mit Mittelfinger im B-Movie-Stil. Powerglove-Soundtrack, Budget von 150 Dollar und aus den Augen Laser verschießende Drachen. Das klingt schon ziemlich absurd. Was erst für einen Aprilscherz gehalten wurde, ist Realität: Far Cry 3: Blood Dragon katapultiert euch mitten in die 90er-Jahre, genau in die Zeit von "Rambo 3" und "Robocop 3", jene Teile, die für die Serien den Untergang markierten. Aber kann ein Spiel so schlecht sein, dass es wieder Spaß macht?
"Bei jeder neuen Idee haben wir uns gefragt, ob es einem Zwölfjährigen Spaß machen würde. Wenn ja, haben wir es ins Spiel eingebaut". Dean Evans, Creative Director von Far Cry 3: Blood Dragon, hat eine Vision: Er möchte diese besondere Zeit der 80er und 90er wieder aufleben lassen. Eine Zeit, in der alles ging und Spiele absurd sein konnten und trotzdem gespielt wurden. Heute sei alles auf Realismus und Emotionen getrimmt. Er will wieder den hirnbefreiten und sinnlosen Spaß etablieren. "Hoffentlich können wir damit ein kleines Feuer entfachen und andere Entwickler dazu anstiften, abgefahrenere Spiele zu produzieren". Abgefahren ist der eigenständig lauffähige Ableger allemal.
2007, die Zukunft
In der herunterladbaren Erweiterung, die abgesehen vom Titel und dem Grundgerüst der Spielmechanik nicht viel mit der eigentlichen Serie zu tun hat, spielt ihr den Supersoldaten Rex Power Colt, der von Action-Kultfigur Michael Biehn verkörpert wird. Mit allerhand Roboterschnickschnack verbessert, ist er die einzige Hoffnung der von der Apokalypse der Apokalypse gebeutelten Menschheit. Die Handlung ist total egal und die in 8-Bit-Grafik gehaltenen Zwischensequenzen ergeben keinen Sinn. Es gibt einen Schurken, es gibt jemanden, den ihr retten müsst, und es gibt Feinde, die euch im Weg stehen. Ach ja: Es gibt Drachen, die aus ihren Augen Laser verschießen. Braucht man da noch weitere Gründe?
Am Anfang wartet aber erst mal das Tutorial, das aus unzähligen Textboxen besteht und Rex zur Weißglut bringt. Es zeigt, wie dumm bisweilen diese Einführungen sind. "Um dich umzuschauen, schaue dich um", ist nur einer der zahlreichen Ratschläge, die ihr bekommt. Wusstet ihr übrigens, dass Microsoft und Sony vorschreiben, unterhaltsame Informationen für die Ladepausen einzubauen? In Far Cry 3: Blood Dragon gibt es reichlich davon: "Wenn du wenig Energie hast, dann lass dich nicht von den Feinden treffen!", steht zum Beispiel sinngemäß auf dem Bildschirm bei Unterbrechungen.
Weder Sinn noch Verstand
Spielerisch knüpft der Ableger ans Hauptspiel an. Das bedeutet, dass ihr euch auf einer Insel austoben dürft, Gegner reihenweise mit Nahkampf-Takedowns ausschaltet und Fahrzeuge benutzt, um größere Strecken zu überwinden. Natürlich darf auch der beliebte Bogen nicht fehlen. Rex Power Colt verschießt damit allerdings Laser-Pfeile. Stützpunkte sind ebenfalls wieder Teil der Spielerfahrung, allerdings heißen sie nun "Garrisons" und bestehen aus einer fetten Basis. Sehr witzig ist der ausgestreckte Mittelfinger, den ihr auf Knopfdruck den Feinden entgegenstreckt.
Es gibt Erfahrungspunkte und Ränge, die allerdings keine größere Bedeutung haben. Einige neue Fähigkeiten bekommt ihr trotzdem mit der Zeit. Ihr findet Akten, in denen ein Wissenschaftler dokumentiert, wie er im Dienste der Wissenschaft sein bestes Stück opfert. Tiere gibt es ebenfalls wieder. Besonders eindrucksvoll sind die Blut-Drachen. Am Anfang geht man ihnen noch aus dem Weg. Da sie allerdings eine Schwäche für Cyborg-Herzen haben, die ihr den Feinden entnehmen könnt, ist es ratsam, die schuppigen Ungeheuer in feindliche Stellungen zu locken. Sind sie mit dem Wüten fertig, verspeisen sie die Leichen der Cyborgs.
Low Budget
Der Sci-Fi-Shooter wirkt total billig, und das ist beabsichtigt. Anstatt der Kreativität vollkommen freien Lauf zu lassen, hatten die Designer die Aufgabe, bei der Gestaltung der Charaktere ein fiktives Budget von 150 Dollar einzuhalten. So besteht die Ausrüstung der Gegner unter anderem aus Motorradhelmen, Eishockey-Protektoren, LED-Lichtern und Staubsaugern. Diese Vorgabe galt allerdings nicht für den Soundtrack. Hier durfte sich die australische Retro-Gruppe Power Glove austoben. Ganz im Stile klassischer Spiele hat jeder Abschnitt im Spiel sein eigenes Lied. Die Musikuntermalung ist gelungen und erinnert ein wenig an Daft Punk. Jedenfalls werdet ihr umgehend zwanzig Jahre in die Vergangenheit katapultiert.
Allerdings muss Far Cry 3: Blood Dragon den Beweis antreten, mehr unter der Haube zu haben als nur das trashige Szenario und den absurden Humor. Das Spielt nimmt sich zu keiner Zeit ernst, und das ist gut so. Allerdings war es nach der knapp 30-minütigen Sitzung nicht möglich einzuschätzen, wie abwechslungsreich Rex Power Colts Abenteuer wird. Eine offene Welt muss Möglichkeiten bieten, sich auszutoben. Das gleiche gilt für die Optik. Schaffen es die Entwickler, die Schauplätze auf Dauer frisch und abwechslungsreich zu halten? Oder bekommt man immer nur identisch aussehende Abschnitte präsentiert?
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