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Test - Fallout 3 : Voll die Seuche oder strahlend schön?

  • PC
  • PS3
  • X360
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Ein schweres Erbe hat sich Bethesda da aufgebürdet. Immerhin zählt Fallout zu den Legenden des Rollenspiel-Genres, entsprechend hoch sind die Erwartungen ... und die Zweifel. Vor allem das Kampfsystem sorgte für geteilte Meinungen - Shooter-Steuerung mit RPG-Berechnung, dazu noch ein auf Aktionspunkte basierendes Zielsystem? Wie soll das funktionieren? Und schafft Bethesda es, den unvergleichlichen schwarzen Humor und die tolle Endzeitstimmung der Vorgänger wirklich einzufangen und weiterzuführen? Selbst nach einer Stunde Probe zocken auf der GC waren wir noch nicht überzeugt, aber die finale Version belehrte uns eines Besseren.  

Aufwachsen in einem Bunker ist nicht wirklich toll. Wenig Platz, kein Sonnenlicht und ein Haufen seltsamer Leute. Das stellt ihr bereits in den ersten Minuten des Spiels fest, während Bethesda die Jugend eures Charakters dazu nutzt, euch mit Geschlecht, Namen, Aussehen, Attributen und ersten Skills zu versorgen. Definitiv mal was anderes, die ersten Schritte im Leben einer Spielfigur während einer Geburtssequenz zu verbringen, gefolgt von ersten Tapsern im Baby-Alter und einem Kindergeburtstag mit mehr oder minder muffigen Altersgenossen.

Der Ernst des Lebens beginnt

Irgendwann ist euer Alter Ego jedenfalls dem Teenie-Alter entschlüpft und muss sich dem Ernst des Lebens stellen. Selbiger beginnt damit, dass euer Papi das Weite sucht. Als braver Sohn und dazu noch gezwungen von einigen Ereignissen innerhalb des Bunkers verlasst ihr die unterirdischen Schutzräume und stellt euch einer gefährlichen Außenwelt. Ein Atomkrieg hat die Welt verwüstet, Mutanten durchstreifen die Lande und die wenigen Überlebenden versuchen irgendwie, den lebendigen Zustand mit allen Mitteln beizubehalten.

Gar nicht so einfach, denn Menschen sind von Natur aus doof. Natürlich geraten sich selbst die letzten Überlebenden in die Wolle. Jeder ist auf sein eigenes Wohl bedacht - egal, ob das Menschenleben kostet oder nicht. Das wird spätestens dann klar, als ihr in der ersten Siedlung Megaton vor der Frage steht, ob ihr den dort liegenden atomaren Blindgänger entschärft oder zur Explosion bringt. Und immerhin gilt es, den eigenen Vater zu finden und zu klären, warum sich der alte Sack eigentlich nun vom Acker gemacht hat. Noch deutlicher wird es, wenn ihr feststellt, dass sich Stählerne Bruderschaft und Enklave immer noch bekriegen, statt gegen die Mutanten an einem Strang zu ziehen.

Öde Endzeitwelt? Nichts da!

Die Suche führt euch durch bizarre und gefährliche Umgebungen: die Ruinen einer Großstadt, U-Bahn-Tunnel, verseucht mit Mutanten, Lager von herumstreifenden Plünderern, verlassene Bunker, Außenumgebungen mit fiesem Viehzeugs. Selbst ein zur Stadt umgebauter Flugzeugträger ist dabei. Die eigentliche Story braucht ein bisschen, bis sie in Gang kommt. Dafür werdet ihr mit sehr interessanten Nebenquests versorgt, mit denen ihr die ersten Schritte eures Außenweltdaseins erlebt. Die Quests sind mehrstufig, wendungsreich und lösen sich wohltuend vom derweil gängig gewordenen 08/15-Schema.

Zudem gibt es immer wieder etwas zu entdecken. Nicht selten sorgt ein kleiner Hinweis eines mit oder ohne finanzielle Mittel gesprächig gemachten NPCs für ein neues Ziel. Oder ihr entdeckt auf der Karte eine neue Location. Oder ein interessantes Gebäude lockt am Horizont. Oder ihr stolpert einfach drüber, weil es auf dem Wege liegt. Immer wieder schafft Fallout 3 es, den Spieler vom eigentlichen Ziel der Hauptquest abzulenken, ohne ihn jedoch den roten Faden verlieren zu lassen. Die in Trümmern liegende Endzeitwelt des Spiels wirkt nur auf den ersten Blick öde und leer. Es ist schlicht die Neugier, die den Spieler immer wieder zu anderen Handlungssträngen führt.

Das ist auch gut so, denn mit circa 12-15 Stunden ist die eigentliche Story verdammt knapp bemessen. Wären da nicht die Nebenquests und die lockende Erkundung der Welt, sowie das unterschiedlichste Spielweisen eröffnende Charaktersystem und die vielen Entscheidungsmöglichkeiten. Selbige sorgen dafür, dass der Spielspaß unbebrochen bleibt und man Fallout 3 gern noch ein zweites oder drittes Mal aus dem Regal holt, weil man immer noch nicht alles gesehen und ausprobiert hat.

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Eingesogen in eine Endzeitwelt

Ein wenig Zeit muss man dem Spiel allerdings lassen. Zu Beginn steht man doch ein kleines bisschen planlos in den Trümmern der ehemaligen Zivilisation. Das ist nachvollziehbar. Wem würde es nicht so gehen, wenn man frisch aus einem wohl behüteten Bunker in die feindliche Umwelt stapft? Fallout 3 schafft es aber, den Spieler langsam und gemütlich an die Situation heranzuführen und tief, sehr tief, in sich aufzusaugen und nicht mehr loszulassen. Die eine Landmarke will man noch sehen, die andere Nebenquest noch beginnen.

Dafür sorgt unter anderem das Design der Spielwelt. Zwar bietet Fallout 3 im Grunde eine offene Spielwelt, aber Bethesda war clever genug, den Spieler an entscheidenden Stellen auf dem richtigen Weg zu halten. Zum einen durch die Quests, zum andern durch das Leveldesign. Und zum Dritten durch unzählige Informationen, die der Spieler im Verlauf des Geschehens erhält, um die Spielwelt und deren Bewohner besser zu verstehen. Nicht ohne dabei mit zahllosen Verweisen auf die Vorgänger auch deren Fans bei Laune zu halten. Und dadurch, dass ihr von einem entdeckten Ort zum anderen per Karte reisen könnt, werden lange Wege zumeist ausgespart, sodass wenig bis kaum Leerlauf entsteht.

Dickes Manko mit Versöhnungsfaktor

Was nicht heißen soll, dass Fallout 3 perfekt wäre. Ein dickes Manko werdet ihr schnell feststellen: das unsägliche Inventar-Handling. Was sehr schade ist, denn es gibt eine derartige Unmenge an mehr oder minder sinnvollen Gegenständen vom Klopümpel über Handwerkskomponenten bis hin zu etlichen Waffen, Rüstungen und Munition. Leider artet es schon in Schwerstarbeit aus, Waffen einem Hotkey zuzuweisen und unübersichtlich und wenig informativ aufgrund kryptischer Item-Beschreibungen ist es zudem. Das ist im Grunde aber auch schon der einzige echte Minuspunkt.

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