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Test - Dying Light: The Following : Far Cry mit Zombies?

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Das Ende von Dying Light war eher semibefriedigend. Kyle Crane gelang es zwar, die Vernichtung von Harran zu stoppen, aber ein Heilmittel gegen den Zombievirus ist weiterhin nicht in Sicht und die kostbaren Antizin-Vorräte sind unverändert knapp. In dieser Not taucht plötzlich ein schwer verletzter Mann in unserem Hauptquartier auf und erzählt von einem geheimnisvollen Kult im Umland von Harran, dessen Mitglieder immun gegen die Krankheit seien und Untote gezähmt hätten. Im Normalfall würde man das als Fiebertraum eines Sterbenden abtun, aber angesichts der misslichen Lage begeben wir uns auf die Suche nach einem Weg aus der Stadt und in das gelobte Land.

Über die zahlreichen Neuerungen der ambitionierten Erweiterungen haben wir ausführlich in unserer Vorschau sowie in den vier Videos unserer GamesweltNEXT-Reihe berichtet. Als wichtigstes Feature wurde von den Entwicklern stets der Buggy hervorgehoben. Das Fahrzeug könnt ihr euch direkt zu Beginn von The Following unter den Nagel reißen und fortan damit kreuz und quer durch die Pampa rasen. Die Nutzung des Vehikels macht in der Tat eine Menge Spaß. Zombies klatschen wie lästige Insekten gegen das Metallgestänge des Buggys und in der Nacht könnt ihr damit sogar die gefürchteten Schattenjäger abhängen.

Der Buggy wird vom Spiel im Grunde wie eine Waffe behandelt. Ihr müsst regelmäßig für Reparaturen sorgen, könnt einzelne Komponenten austauschen und verbessern sowie das Fahrzeug im Laufe des Spiels mit verschiedenen Extras ausstatten. Solltet ihr euch allerdings auf die für die Hauptstory nötigen Missionen beschränken, werdet ihr die meisten Mordwerkzeuge wie Flammenwerfer und Elektrokäfig wahrscheinlich zunächst nicht freischalten. Die befinden sich im Skilltree so weit unten, dass das Spiel euch förmlich dazu zwingt, zusätzliche Zeit reinzubuttern, solltet ihr diese Todbringer ausprobieren wollen.

Ein weiteres Problem ergibt sich dadurch, dass euer Buggy zwar nie komplett zerstört werden kann (schließlich seid ihr der glückliche Besitzer des einzigen funktionierenden Fahrzeugs im ganzen Großraum Harran), sich bei Verlust jedoch nur in Sicherheitszonen zurückholen lässt. Da die Welt aber sehr groß ist und das Spiel weiterhin auf eine Schnellreiseoption verzichtet, werdet ihr oft gezwungen, weite Wege zu Fuß zurückzulegen. Hier zeigt sich dann, dass die Landschaft zwar wunderschön, aber im Endeffekt doch zu leer ist.

Land of the Free

Dabei ist das Design der Welt an sich ziemlich abwechslungsreich. Wiesen, Klippen, Farmen, Kraftwerke und sogar eine größere Küstenstadt warten auf ihre Erkundung. In der Stadt spielt sich The Following dann so Parkour-lastig wie das Hauptspiel, während eure athletischen Fertigkeiten sonst oft zu kurz kommen. Beschäftigungen warten an fast jeder Ecke. Das Spiel überschüttet euch geradezu mit Nebenquests, die von „So simpel, dass sie in drei Minuten erledigt sind“ bis zu „Ich bin so was von tot“ reichen. Auch die Güteklasse der Aufgaben ist äußerst unbeständig.

Enttäuscht waren wir vor allem vom groß angekündigten „Kopfgeld“-System. Statt spannender Herausforderungen absolviert ihr hier lediglich Fingerübungen wie "Springe über 50 Zombies" oder "Töte soundso viele Gegner der Sorte X". Spaßiger sind da schon die Freaks: meist turmhohe Bossgegner, die ihr nach Möglichkeit nur im Verbund mit anderen Spielern konfrontieren solltet. Ohne die passenden Waffen und Waffenverbesserungen endet ihr schnell als Zombie-Snack.

Die Sache mit der Sekte

Eines steht fest: Komplett ohne Nebenaufgaben werdet ihr The Following nicht durchspielen können. Die Struktur der Story zwingt euch dazu, das Vertrauen des Landvolkes im Allgemeinen und des Kults der Gesichtslosen im Speziellen zu gewinnen. Denn nur so steigt ihr in die inneren Kreise der Sekte auf und kommt ihrem Geheimnis auf die Schliche. Es läuft dann meistens so ab, dass ihr einen kurzen Dialog oder Funkspruch bekommt, der die Geschichte vorantreibt, dann aber fürs Erste wieder zur sprichwörtlichen Drecksarbeit verdonnert werdet.

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Wer alle Dokumente liest und mit Nebenfiguren spricht, schnappt weitere Details auf, aber warum Techland für The Following eigens einen neuen Story-Schreiber anheuerte, erschließt sich uns nicht. Ein qualitativer Sprung gegenüber dem Hauptspiel ist nicht auszumachen. Jede neue Vertrauensstufe geht mit neuer Ausrüstung einher. Vor allem die Armbrust hat es uns angetan. Sie tötet nicht nur lautlos und effizient, ihr könnt sie auch mit verschiedenen Bolzentypen ausstatten und diese nach Gebrauch sogar wieder an euch nehmen. Weitere neue Waffen werden vor allem durch die legendären Fertigkeiten erworben.

Davon gibt es satte 250, die verfügbar werden, sobald ihr einen der drei aus dem Hauptspiel übernommenen Skilltrees komplett ausgereizt habt. Hier wird deutlich, dass sich The Following an erfahrene Dying-Light-Spieler richtet, die gerne Zeit ins Grinden investieren. Ihr könnt das neue Gebiet zwar auch mit einem jungfräulichen Charakter betreten, zu empfehlen ist das aber nicht. Level 16 oder höher sollte Kyle Crane sein, denn die Zombies auf dem Land sind zäher als ihre urbanen Artgenossen.

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Fazit

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Meine Prognose aus der Vorschau hat sich bestätigt: Dying Light: The Following fühlt sich aufgrund des Fahrzeugschwerpunkts tatsächlich sehr oft wie ein Far Cry mit Untoten an. Das ist an sich kein Problem, schließlich bin ich ein großer Freund sowohl des Open-World-Konzepts als auch der Ubisoft-Titel. Techland gelingt es aber nicht, die umfangreiche Spielwelt durchgehend spannend zu gestalten. Den meisten Spaß hatte ich in den Momenten, in denen die Action ähnlich wie im Hauptspiel komprimiert wird. Auch die im Vorfeld oft angepriesene mystische Story entpuppt sich schnell als Seifenblase, die lediglich das Chassis, aber nie den Motor des Spiels darstellt.

Doch man darf nicht vergessen, dass ihr hier für einen Preis zwischen 0 und 20 Euro ein dickes Paket mit vielen neuen Modi, Extras und mindestens 10 Stunden Spielzeit bekommt, das im Kern kaum schlechter als das Basisspiel ist. Die Entwickler richten sich mit The Following zwar in erster Linie an die Hardcore-Fans von Dying Light, die alle Fähigkeiten komplett ausreizen wollen und kein Problem damit haben, stundenlang Zombies zu verkloppen. Für den sehr fairen Preis sollte aber jeder, der das Hauptspiel mochte, Stadt gegen Land und Fluss tauschen und sich The Following anschließen.

Überblick

Pro

  • großes neues Spielgebiet
  • Buggy macht viel Spaß
  • anspruchsvolle „Freaks“-Bosskämpfe
  • neue Skilltrees und Waffen
  • sehr viel Inhalt
  • für Season-Pass-Inhaber kostenlos

Contra

  • schwache Story
  • Nebenmissionszwang
  • Landschaft zu leer
  • enttäuschendes Kopfgeldsystem

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