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Test - Die Kunst des Mordens: Der Marionettenspieler : Besser als Geheimakte FBI?

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Vor einem Jahr erschien das Adventure Die Kunst des Mordens: Geheimakte FBI vom polnischen Entwicker CITY Interactive. Gemessen an den zurzeit relativ hohen Standards war der Titel leider ein ziemlicher Schuss in den Ofen. Bemängelt wurden vor allem die Seelenlosigkeit der Charaktere und der Mangel an Atmosphäre. Trotz der durchwachsenen Kritiken und des mangelnden Käuferinteresses steht jetzt der zweite Teil Der Marionettenspieler in den Läden. Wir haben uns natürlich sofort auf die Suche nach Seele und Atmosphäre begeben.

Soul Sister?

Die FBI-Agentin Nicole Bonnet wird nach Paris geschickt, um dort einen Mord zu untersuchen, der in seiner bizarren Kreativität einigen Fällen ähnelt, an denen das FBI zu Hause arbeitet. Sie trifft dort auf den französischen Inspektor Pety, der sich - aus nachvollziehbaren Gründen - als wenig kooperativ erweist. Bei näherem Hinsehen hat der Inspektor eine erstaunliche Ähnlichkeit mit einem bekannten Trenchcoat tragenden Kollegen aus einer US-Fernsehserie. Solche Kleinigkeiten und die Tatsache, dass auch den NPCs dieses Mal eine Hintergrundgeschichte und eigene Motivationen zugestanden wurden, zeigen, dass die Entwickler sich die Kritik am ersten Teil doch ein wenig zu Herzen genommen haben.

Auch die Protagonistin kommt nicht mehr ganz so blutleer daher wie noch in Geheimakte FBI. Vom Charisma einer Scully oder gar eines Mulder ist sie allerdings noch Lichtjahre entfernt. Doch grundsätzlich kann man ihr die Seele nicht absprechen, ist es auch die Seele eines Buchhalters, der seinen Dienst ohne viel Fantasie nach Vorschrift versieht. Das ist aber gar nicht mal der Charakterzeichnung vorzuwerfen, sondern resultiert vielmehr aus der strengen Linearität des Spiels. Fast alles ist wie mit dem Lineal gezogen: der Handlungsablauf, die Dialoge und auch die Rätsel.

Gerade Linien überall

Das wirkt sich zum Teil allerdings sogar positiv auf das Spiel aus. So sind die Gegenstände zur Rätsellösung fast immer an einer Location zu finden, was Laufwege spart und das Inventar übersichtlich hält. Das heißt allerdings nicht, dass die Rätsel zu einfach wären: Was Qualität und Schwierigkeit angeht, haben sie im Verhältnis zum ersten Teil durchaus zugelegt. Neben den üblichen Inventarrätseln gibt es nun auch einige wenige Schalterrätsel, die einigermaßen interessant sind. Die Linearität im Rätseldesign hat aber auch einige Nachteile. So sind zum Beispiel häufig Gegenstände gesperrt, bis benötigte Informationen erspielt worden sind. Ärgerlich.

Immerhin wirkt die Geschichte als solche nicht allzu geradlinig, denn es kommt immer wieder zu überraschenden Wendungen. Zudem tragen die actionlastigen Zwischensequenzen zur Spannung bei. Und die sehen meistens nicht nur gut aus, sondern es gibt derer auch stolze 53 Stück! Nicht übel für ein Spiel, das auf circa zehn Stunden Spielzeit ausgelegt ist. Grafisch macht der Titel sowieso einiges her. Auch hier wurde aus den Fehlern des letzten Teils gelernt. Die Schauplätze wirken wenigstens minimal belebt, wenn auch zum Beispiel der Montmartre mitten in der Nacht zum Schauplatz wird - geschickt, will man Menschenmassen und dichten Verkehr vermeiden.

Ich hör nix!

Trotz allem sehen die Schauplätze bemerkenswert gut aus und sind überaus detailliert gezeichnet. Die Charaktere kommen da leider nicht ganz so gut weg, denn zumindest in den Animationen wirken sie recht zombiehaft. Hier hätte etwas mehr Feinschliff nicht geschadet. Etwas zu gut gemeint haben es die Entwickler hingegen mit der Zoom-Funktion, wenn wichtige Gegenstände genauer betrachtet werden können. Hier ist oft nicht klar, bei welcher der oft mehreren Stufen welche Aktion möglich ist.

Keine Probleme hingegen gibt es bei der Synchronisierung. Alle Sprecher machen ihre Arbeit erstklassig und passend zum Charakter. Allerdings leiden die Dialoge häufig unter den Texten. Nicht nur, weil auch diese komplett linear sind und immer vollständig durchgegangen werden müssen, sondern weil viele der Texte auch inhaltliche Fehler haben oder ganze Sätze beim Beenden des Dialogs noch einmal wiederholt werden. Noch ein kleiner Tipp zum Sound: Die durchaus ansprechende Musik ist seltsamerweise so laut voreingestellt, dass ihr den Dialogen kaum folgen könnt - gleich im Vorfeld in den Optionen runterregeln!

Fazit

Stephan Fassmer - Portraitvon Stephan Fassmer
Eins lässt sich auf jeden Fall sagen: Die Kunst des Mordens: Der Marionettenspieler ist ganz klar um einiges besser als sein Vorgänger. Die Story wird spannender erzählt, die Charaktere haben mehr Tiefe, die Rätsel sind logischer und die Spieldauer ist angemessener. Trotzdem kann der Titel wieder nicht in die Spitzenriege des Genres aufsteigen. Das liegt natürlich auch an der Linearität des kompletten Spielablaufs, die doch eher auf schweißtreibendes Konstruieren als auf Spaß an der Sache vonseiten der Entwickler schließen lässt. Nichtsdestotrotz ein recht spannendes Adventure für zwischendurch. Wenn die Entwickler das Tempo ihrer Verbesserungen so beibehalten, könnten sie mit Die Kunst des Mordens: Teil 5 im Jahr 2012 möglicherweise ein echt tolles Adventure abliefern.

Überblick

Pro

  • spannende Story
  • interessante Wendungen
  • logische Rätsel
  • stimmungsvolle Grafik
  • viele Zwischensequenzen

Contra

  • extrem linear
  • immer noch etwas bieder
  • steife Animationen

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