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Test - Der Puppenspieler : Das charmanteste Spiel des Jahres?

  • PS3
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Der Puppenspieler hätte ein kleiner, netter Download-Titel für 15 Euro sein können, um die Wartezeit auf die Next-Gen-Konsolen zu überbrücken. Stattdessen entwickelte Sony Japan ein zehnstündiges episches Abenteuer, das vor Ideen nur so strotzt. Der Puppenspieler ist eines der originellsten Spiele auf der PlayStation 3.

Kutaro ist eigentlich ein ganz normaler Junge, bis er vom bösen Mondbärkönig im Schlaf entführt wird. Bevor er weiß, wie ihm geschieht, reißt ihm der gemeine König den Kopf ab und will ihn in einen seiner Diener verwandeln. In letzter Sekunde kann der kleine Bursche fliehen. Die Aufgabe ist klar: Als Kutaro müsst ihr den Mond von der Tyrannei des Mondbärkönigs und seinen vielen Generälen befreien.

Gebündelte Kreativität

Ihr werdet es schon bemerkt haben: Der Puppenspieler ist völlig verrückt und pfeift auf sämtliche Konventionen. Die Geschichte nimmt sich zu keiner Zeit ernst und schafft es trotzdem, die vielen Figuren sympathisch erscheinen zu lassen. Das erklärte Ziel des Game Directors Gavin Moore war es, euch alle 15 Minuten etwas Neues zu präsentieren – und das ist tatsächlich die größte Stärke von Der Puppenspieler. Innerhalb eines Abschnitts kann es passieren, dass ihr von einer Weihnachts- in eine Lava-Welt gelangt, nur um wenige Minuten später durch den Weltraum zu fliegen, während ihr gegen einen riesigen Drachen kämpft. Das Spiel hat so viele Endgegner, Szenarien und Ideen, dass sie bei anderen Studios für fünf verschiedene Titel gereicht hätten.

Überraschend ist jedoch, dass Der Puppenspieler kein Kinderspiel ist. Zwar ist die Präsentation in Form eines Puppentheaters scheinbar auf genau diese Zielgruppe ausgerichtet, die Dialoge belehren euch jedoch schnell eines Besseren: Hier wird von "Zurück in die Zukunft" über "Mad Max" bis zur Finanzkrise alles persifliert, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Kaum ein Disney-Film kommt ohne Abreibung davon, etwa wenn der König des Meeres drei Meerjungfrauen in ihre Schranken verweist, weil diese ständig anfangen, die Geschichte in Form von Liedern zusammenzufassen, und ihn damit nerven. Auch einige Umgebungen wie die Halloween-Welt könnten Kinder leicht überfordern und erinnern stark an Filme von Tim Burton. Lasst euch also nicht von der Präsentation abschrecken: Der Puppenspieler sorgt allein mit seinen Dialogen und Referenzen schon für viele Lacher, vor allem bei Erwachsenen.

Was für ein Theater ...

Sowohl grafisch als auch spielerisch steht Der Puppenspieler ganz im Dienste seines Ziels, euch das Gefühl zu geben, ihr würdet ein Theaterstück sehen. Sämtliche Figuren und Umgebungen sehen wie aus Holz geschnitzt aus, die Umgebungen kommen von allen Richtungen auf die Bühne gefahren und wenn der Mondbärkönig sich durch die Szenerie bewegt, wackelt bei jedem seiner Schritte der gesamte Bildschirm. Wie viel Liebe in den Animationen dieses Spiels steckt, ist nur schwer zu beschreiben: Keine Bewegung wiederholt sich in den zahlreichen Zwischensequenzen, ständig könnt ihr im Hintergrund liebevoll implementierte Extras entdecken.

Auch spielerisch setzt sich diese Liebe zum Detail fort. Grundsätzlich ist Der Puppenspieler ein simples Jump 'n' Run. Ihr lauft von links nach rechts, springt über Abgründe und erledigt Gegner. Sobald ihr jedoch nach einigen Minuten die magische Schere Calibrus erlangt, wird das Spielprinzip auf den Kopf gestellt. Mit Calibrus könnt ihr euch nämlich durch die Szenerie schneiden und dadurch theoretisch endlos lange durch die Luft fliegen. So werfen wir etwa einen Ofen an, damit aus diesem Qualm emporsteigt. Der Qualm wird dem Szenario entsprechend mit weißer Pappe dargestellt, an der wir uns mit Calibrus nach oben entlangschneiden können.

Der Puppenspieler - Launch Trailer
Das Leben ist eine Show und bei Der Puppenspieler bestimmt ihr wie das Stück endet.

Dadurch erzeugt Sony Japan ein sehr vertikales Spielerlebnis. Nur selten lauft ihr simpel in eine Richtung, stattdessen müsst ihr immer wieder mit Calibrus nach anderen Wegen Ausschau halten. Ebenfalls hilfreich ist die Sonnenprinzessin Pikolina, die ihr gleichzeitig mit dem rechten Analog-Stick steuert und die wie ein Mauszeiger funktioniert. Mit ihr entdeckt ihr in der Umgebung versteckte Extras. Ein Beispiel: In einem Schneelevel seht ihr, dass eine Wand im Hintergrund brüchig ist. Mit Pikolina könnt ihr die Wand nun zerstören, um dahinter einige Eichhörnchen zu finden, die sich wunderbar animiert um eine Eichel streiten. Wenn ihr nun mit Pikolina an einem Baum über den Eichhörnchen rüttelt, landet eine weitere Eichel vor ihren Füßen und sie bedanken sich mit zahlreichen Mondkristallen und einem Eichhörnchenkopf.

Kopflos

Ja, richtig gelesen: ein Eichhörnchenkopf. Kutaro hat nämlich keine Lebensenergie, sondern bis zu drei verschiedene Köpfe – habt ihr sie alle verloren, verliert ihr ein Leben, das ihr wiederum für 100 Mondkristalle wiedererlangen könnt. Es gibt dutzende Köpfe und sie unterscheiden sich nicht nur im Aussehen: Jeder von ihnen hat außerdem eine Spezialfähigkeit, die euch Geheimnisse in der Szenerie offenbart. Das kann ein Bonusabschnitt sein oder sogar eine Hilfe, um das Level einfacher zu durchqueren. Dann könnt ihr etwa einen riesigen Schneemann herbeibeschwören, der den vor euch liegenden Zwischenboss erledigt.

Ihr werdet die 21 Abschnitte in etwa zehn Stunden absolvieren. Jedes dieser Level hat jedoch ein Bonusgebiet, unzählige versteckte optionale Köpfe und damit einhergehende zusätzliche in der Szenerie verborgene Geheimnisse. Für den Budget-Preis von 40 Euro bekommt ihr ein sehr umfangreiches Jump 'n' Run, das sein Geld mehr als wert ist.

Eine Wohltat für die Ohren

Wohl die größte Stärke von Der Puppenspieler ist die einzigartige Präsentation, die die tolle Geschichte so charmant darbietet. Dazu gehört auch der Soundtrack, der zu jedem der völlig verschiedenen Szenarien perfekt passt und von gruseliger Horrorstimmung bis zu euphorischen Karnevalsklängen sämtliche Gefühlslagen durchgeht. Dank eines allmächtigen Erzählers wird das ganze Spiel über ständig gesprochen – das hätte sehr nervig werden können, jedoch sind die Figuren im englischen Original so perfekt besetzt, dass jeder ausgesprochene Satz eine wahre Freude ist. Auch die deutsche Synchronisation ist sehr gut, kann mit dem Original aber nicht ganz mithalten.

Fazit

Robin Schweiger - Portraitvon Robin Schweiger

Der Puppenspieler ist eines der schönsten und liebevollsten Spiele des Jahres. Jede einzelne Sekunde sprüht nur so vor Charme, jeder Charakter bleibt auf irgendeine Art und Weise in Erinnerung. Dass die Spielmechaniken selbst „nur“ sehr gut sind und nicht ganz mit der großartigen Präsentation mithalten können, stört da kaum: Der Puppenspieler ist ein weiterer exklusiver Pflichttitel für eure PlayStation-3-Bibliothek.

Überblick

Pro

  • einzigartige Präsentation
  • wunderschöne Animationen
  • tolle Charaktere
  • neuartige, spaßige Scherenmechanik
  • großartiger Soundtrack
  • unzählige Geheimnisse
  • großer Umfang

Contra

  • gelegentlich zu gesprächiger Erzähler
  • spielerisch kaum anspruchsvoll

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