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Test - Cursed Mountain : Nacktes Überleben im Himalaja

  • Wii
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Damit würde wohl selbst Bergsteiger Reinhold Messner nicht rechnen: Tief in den Bergen des Himalaja treiben böse Geister ihr Unwesen und haben die Sherpas ausgerottet.

Horror im Himalaja

Schnee peitscht uns ins Gesicht. Wegen des unaufhörlichen Schneegestöbers können wir kaum die eigene Hand sehen. Wir erklimmen eine steile Felswand, woraufhin wir kurze Zeit später Lhando erblicken, eine abgelegene Stadt in Tibet. Der Grund für die waghalsige Expedition: Unser Bruder Frank Simmons witterte die ganz große Kohle und suchte im Himalaja nach einem uralten Artefakt. Das Vorhaben lief allerdings aus dem Ruder und seither ist er ist wie vom Erdboden verschluckt.

Gerüchten zufolge sollen geisterhafte Erscheinungen ihre Hände im Spiel haben. Ergo schlüpfen wir in den Bergsteigeranzug seines älteren Bruders Eric, packen Eispickel und Kletterausrüstung ein und erklimmen den Himalaja auf eigene Faust. Im Laufe der Geschichte erfahrt ihr immer mehr über das Verhältnis zwischen Frank und Eric. Meist geschieht dies in Monologen. Überhaupt ist die Handlung das große Plus des Spiels. Angst erzeugen dabei die vielen Halluzinationen, die Eric während des gesamten Trips plagen.

Die Geschichte wird in netten Standbildchen erzählt, wobei die tolle deutsche Synchronisation ein dickes Lob verdient. Zwar mag die Handlung althergebracht anmuten, der voreilige Eindruck wird allerdings revidiert. Entwickler Sproing hat sich eingehend mit der Kultur des Buddhismus beschäftigt und möglichst viele Elemente der Religion ins Spiel einfließen lassen. Das merkt ihr spätestens, wenn die ersten Dörfer durchkämmt werden. Alles ist stark an den Buddhismus angelehnt. Prächtige Tempel ragen empor und in Häusern bekommt ihr Buddha-Statuen zu Gesicht. Außerdem stoßt ihr oft auf architektonische Hinweise zur Religion, wie etwa Statuen der Befreierin Tara oder verschiedener Sagenfiguren. Das Highlight sind aber die Geistererscheinungen, die einen Großteil der Atmosphäre ausmachen.

Cursed Mountain - Launch Trailer
Cursed Mountain ist ab sofort für die Nintendo Wii erhältlich; passend dazu hat Deep Silver auch einen entsprechenden Launch-Trailer ins Netz gestellt.

Beten statt prügeln

Leider hat unser Bergsteiger nicht das Glück, sich mit schweren Waffen gegen die Höllenbrut zur Wehr setzen zu können, stattdessen greift er auf einen mit mystischen Kräften versehenen Eispickel zurück. Insgesamt distanziert sich Cursed Mountain damit vom bekannten Resident-Evil-Spielprinzip. Sehr früh im Spiel erhaltet ihr die Fähigkeit, von eurem dritten Auge Gebrauch zu machen. Auf Knopfdruck wird damit die buddhistische Macht freigesetzt. Dabei wechselt das Bild in einen beklemmenden Schwarz-Weiß-Modus, in dem man spirituelle Energie auf Geister wirken lassen oder Türen öffnen kann.

Cursed Mountain schafft es, auf Blutfontänen größtenteils zu verzichten. Statt wie wild auf seine Feinde einzudreschen, wird euch die Möglichkeit eingeräumt, Angriffe mit Gebetsgesten per Wiimote auszuführen. Das klappt gut. Ähnlich geht die Heilung vonstatten, denn eure Lebensenergie könnt ihr nur an bestimmten Schreinen regenerieren.

Negativ anzukreiden sind die oftmals langen Laufwege, die lediglich mit ein paar Angstmomenten gewürzt werden. Meist folgt darauf ein Kampf gegen einen oder mehrere Untote, die stets nach dem gleichen Prinzip ablaufen. Solange ihr die Feinde auf Abstand haltet, sind die Keilereien viel zu einfach. Diese Spielpassagen wiederholen sich außerdem viel zu oft und bremsen so den Spielspaß. Ebenfalls schlecht gelöst: die Kamera. Gerade in den Kämpfen ist es umständlich, die Perspektive optimal auszurichten. Vor allem 180°-Drehungen gehen fast immer in die Hose.

Abseits der durchschnittlichen Auseinandersetzungen stehen Erkundungstouren auf dem Programm. Diese kranken aber gleich an mehreren Stellen. So lässt sich die nicht vorhandene Karte noch verzeihen, viel schwerer wiegt allerdings die Tatsache, dass ihr grundsätzlich nicht wisst, was ihr überhaupt sucht. Im Endeffekt bedeutet das ein planloses Herumirren durch die Dörfer, um schließlich aus purem Glück den Schlüssel für die nächste versperrte Tür zu finden. Dieser Prozess wiederholt sich zudem ständig.

Beeindruckend ist dagegen die optische Ausarbeitung. Das Gefühl von Einsamkeit und Verlorenheit wird durch weitläufige Areale und schneebedeckte Landschaften sehr gut erzeugt. Auch wenn Cursed Mountain von der Opulenz von Genregrößen wie Resident Evil 5 weit entfernt ist und gerade die Texturen stellenweise karg wirken, schafft man hier ein glaubwürdiges Szenario. Im Hintergrund ertönen subtile Klänge, die eine gruselige Stimmung schaffen. Jeder Laut lässt euch vor dem Bildschirm aufschrecken und unterstreicht Erics Visionen mit einem gewissen Angstgefühl.

Fazit

Patrick Schröder - Portraitvon Patrick Schröder
Ehrlich gesagt hätte ich mir mehr von Cursed Mountain erhofft, schließlich ist das Szenario relativ unverbraucht. Der Survival-Horror-Trip in den Himalaja gerät aber schon nach kurzer Zeit zu einem eintönigen Abenteuer, bei dem lediglich die Angstmomente punkten können. Während die plötzlich erscheinenden und schnellen Bildschnitte Horror-Feeling aufkommen lassen, möchte man die Spielmechanik am liebsten mit magischen Kräften zum Versiegen bringen. Das old-schoolige Prinzip à la „Suche Schlüssel A und benutze ihn an Tür B“ lockt niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Hier wäre mehr Mut zum Risiko wünschenswert gewesen.

Überblick

Pro

  • unverbrauchtes Szenario
  • spannende Geschichte
  • viele Anleihen an den Buddhismus
  • gute Gruselatmosphäre

Contra

  • sehr linear
  • kurze Spielzeit
  • langweilige Suchaufgaben
  • repetitive Kämpfe
  • teils zickige Steuerung
  • keine Mini-Map

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