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Special - Abzocke oder Fan-Service? : Über Sinn und Unsinn von Collector's Editions

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    Andere Spezialfassungen beinhalten gar kein Spiel mehr. So erhielt man zu Titanfall 2 oder auch Mirror's Edge: Catalyst zwar schicke Figuren gepaart mit anderen Extras, musste die Software jedoch separat erwerben. Das mutet merkwürdig an: Käufer, die einzig und allein Verstärkung für die heimische Ausstellung suchen, aber kein Interesse am Spiel haben, greifen vielleicht zu. Die eigentliche Zielgruppe dürften jedoch die Gamer sein – und die werden doppelt zur Kasse gebeten.

    Fehlt da nicht was? Manche Specials, beispielsweise Mirror's Edge Catalyst, verzichten komplett auf das Spiel 
    und beschränken sich inhaltlich auf nettes Zubehör.

    Grundsätzlich ist das Preis-Leistungs-Verhältnis ein zentraler Knackpunkt bei sämtlichen Sondereditionen. Denn was der Kunde für sein Geld bekommt, fällt ganz unterschiedlich aus. Insbesondere Figuren aller Art sind ein heikles Thema. Natürlich handelt es sich dabei nicht um Spielzeuge, auch ist bei Kosten um die 100 Euro keine filigrane Handarbeit zu erwarten. Wenn allerdings schon beim Auspacken farbliche Unsauberkeiten oder andere Produktionsfehler auffallen, packt den Käufer die Wut.

    Gleich beides traf auf die Collector's Edition von Batman: Arkham Knight zu. Sie beinhaltete eine circa 25 Zentimeter hohe Batman-Figur, die auf einer Miniatur der Stadt Gotham thronte. Leider wiesen viele Exemplare Kleberückstände oder schiefe Elemente auf, zusätzlich wichen Farben vom Produktbild ab. Sammleredition Nummer 2 mit einem Modell des Batmobils (Bild unten) schaffte es erst gar nicht in den Handel: Nach mehreren Verschiebungen sagte Warner die Veröffentlichung ab, weil die Qualität des Produktes nicht den Ansprüchen des Herstellers entsprach.

    Also alles Ramsch? Keinesfalls. Aufgrund der gestiegenen Menge an Collector's Editions und der Meinungsvielfalt im Internet werden Ungereimtheiten rasend schnell publik. Dadurch steigt die Transparenz, weil Interessenten oft schon im Vorfeld ganz detailliert in Erfahrung bringen können, was sie in der jeweiligen Sammlerausgabe erwartet: Aussagekräftige Fotos und Videos, teils sogar vom Hersteller, helfen bei der Kaufentscheidung. Anders als früher ist die Katze relativ zeitig aus dem Sack.

    Ein veränderter Markt

    Freilich ändert das nichts an der kaum überschaubaren Menge der Editions. Das Jagen und Sammeln früherer Tage fällt beinahe komplett weg. Wer nicht mit Heimcomputern, NES und Mega Drive groß geworden ist, sondern seine ersten digitalen Gehversuche auf PS3 und Co. gemacht hat, kennt die oben beschriebenen Beschaffungsschwierigkeiten und Limitierungen früher Sammlertage höchstens vom Hörensagen oder aus dem Internet. “Limited Edition” war früher ein Versprechen, heute ist es ein Name.

    Hin und wieder landet man noch Glückstreffer. Beispiele dafür sind Destiny (The Ghost Edition), Titanfall (Collector's Edition) oder The Witcher 3 (Collector's Edition). Bei allen hieß es zum Start: Schnell zuschlagen! Denn mittlerweile helfen bei der Akquise nur noch der Gebrauchtmarkt und ein dicker Geldbeutel. Dabei handelt es sich jedoch um Ausnahmen, viele andere vermeintlich seltene Exemplare verkaufen die Händler bereits kurze Zeit nach ihrem Erscheinen zu günstigen Kursen ab. Ladenhüter braucht nämlich niemand, weil die nächsten Spiele schon vor der Tür stehen – samt ihren Collector's Editions.

    Wertanlage Witcher: Die Collector's Edition mit detaillierter Figur, Artbook, Soundtrack und Co. kostete 
    beim Erscheinen etwa 140 Euro. Inzwischen wird locker das Dreifache fällig.

    Das Fazit

    Die Collector's Edition wuchs parallel zum allgemeinen Spielemarkt, gab dafür weitgehend ihre Exklusivität auf und ist jetzt kaum mehr als eine Standardbegleiterscheinung jedes neuen Titels. Nimmt man rein digitale und händlerspezifische Spezialversionen hinzu, wird die Wahl zur Qual. Das Wälzen von Fachmagazinen oder Telefonate mit dem Händler sind obsolet, weil im Netz alles vorbestellt werden kann. Selbst aus dem Ausland kommt die Ware schnell und im Vergleich zu früher günstig ins heimische Schränkchen.

    Wertsteigerung und Exklusivität spielen kaum mehr eine Rolle. Das letzte verbliebene Kriterium für den Kauf ist die persönliche Motivation: Gefallen mir Spiel und Inhalt, hole ich mir das Deluxe-Paket – einfach so. Es ist bequem geworden, ein Sammler zu sein. Es ist Normalität. Und das ist schade.

    Die sind ihr Geld wert: Top 10: Die krassesten Collector's Editions

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